Juli 2008 – Jotunheimen – Nordfjord – Sognefjord – Bergen

16.07.–17.07 | Speyer-Kiel-Oslo
Es ist unsere Hochzeitsreise und für mich das erste Mal Norwegen. Ich bin schon sehr gespannt, was mich in diesem Land, von dem mein Mann mir schon seit Jahren vorschwärmt, erwarten wird. Wir verlassen Deutschland/Kiel mit der ColorLine Magic um 14.00 Uhr bei Regen. Dieses Schiff ist einfach riiiiiesengroß, wir verirren uns teilweise darauf, ich finde mehrfach die Kabine nicht mehr. Die vielfältigen Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung sind immens... Shows, Schwimmbad, Bars, Restaurants... wie auf einem Kreuzfahrtschiff. Für uns zwar faszinierend, aber nach einem Abend reicht es ;-) Wir wollen ja nicht nach Norwegen wegen des Trubels ;-) Am nächsten Morgen empfängt uns Norwegen mit strahlendem Sonnenschein – die Fahrt durch den Oslo-Fjord ist ein Genuss!

17.07 – 261 km | Oslo – Maurvangen
Gegen 10.30 Uhr rollen wir von unserer Fähre und machen uns vom Hafen direkt auf in Richtung Jotunheimen. Wir fahren die E 16 Richtung Norden bis Fagernes – auf dem Weg dorthin machen wir einen Abstecher und betrachten uns die kleine sehenswerte Stabkirche in Reinli.

Ab Fagernes nehmen wir dann die 51 nach Norden (Beitostølen). Nach dem Skizentrum wird die Landschaft immer karger und unwirklicher und es sind mittlerweile nur noch 6°C.

Unterwegs passieren wir den höchsten Punkt der Valdresflya. Zunächst treffen wir ein paar Ziegen - nachdem mich die "Leitziege" als ungefährlich befunden hat, darf ich sie und ihre Herde fotografieren. Als wir weiterfahren bekommen sogar noch eine Rentierherde zu Gesicht. Phantastisch! Ich bin restlos begeistert. Gegen 16.30 Uhr erreichen wir den Campingplatz Maurvangen, der direkt an einem wunderschönen Fluss liegt und quartieren uns für die Nacht ein. Ein wirklich toller CP, schön gelegen, einfach herrlich. Wir erkunden die nähere Umgebung und mein Mann wirft im Fluss noch seine Angel aus. Später, als wir im Zelt liegen, fängt an zu regnen... und ich versuche die Eindrücke meines ersten Tages in Norwegen zu verarbeiten... es sind so viele Bilder, die vor meinen Augen vorbeirauschen, herrliche Natur, ich fühle mich einfach nur gut ... und denke, ich bin high! Natur-high :-)

 

18.07 – 222 km | Maurvangen – Lovatnet
Den Campingplatz verlassen wir gegen 10 Uhr bei Sonnenschein – weiter geht es die 51 Richtung Lom. Unterwegs fälllt uns ein Schild „Ridderspranget“ auf, dem wir spontan folgen – nach einem kurzen Fußmarsch erreichen wir eine eindrucksvollen kleine Schlucht, durch die sich die Wassermassen ihren Weg bahnen.

Hierzu gibt es natürlich eine Sage: Ridderspranget heißt "Rittersprung". Der Valdres-Ritter Sigvat Kvie flüchtete über die Schlucht nach einem Brautraub mit dem schönen Mädchen Skårvangssola. Der Sandbu-Ritter verfolgte ihn. Um zu beweisen, wie es dem ersten ergehen würde, der es wagte, über die Schlucht zu springen, stieß Sigvat einen seiner Männer in den Wasserfall... 

Wir fahren weiter bis Lom, dort besichtigen wir die schöne Stabkirche und nehmen danach die 15 Richtung Stryn. Bei Grotli biegen wir spontan auf die 258 – den Gamle Strynefjellsvegen ab. Hier beginnt ein einspuriger Schotterweg, der durch eine abwechslungsreiche Landschaft führt – ein faszinierender Blick jagt den nächsten - es ist unglaublich schön, still und einsam hier, wir treffen nur... was schon... ein paar Schafe :-)

Nachdem wir in Stryn zu Mittag gegessen haben, fahren wir zum Lovatnet, hinein ins Lodalen, und bauen unser Zelt auf dem Campingplatz Hellset auf, der wunderschön direkt am See gelegen ist – er hat zwar keine Duschen, aber dafür sind wir hier fast alleine.

19.07 – Kjenndalsbreen - Leirgulen
Von unserem Campingplatz aus sind es nur wenige Kilometer, die wir bis zum Kjenndalsbreen zurücklegen müssen. Vom Parkplatz aus (der am Ende einer Privatstraße liegt) laufen wir nur noch ca. 15 Minuten bis zum Gletscher. Wir wandern ganz alleine durch das Tal, keine Menschenseele weit und breit. Es ist ein kleiner, relativ unspektakulärer Gletscher, trotzdem steht man irgendwie ehrfürchtig davor, es ist kalt, vom Gletscher her kommt eiskalte Luft heruntergeweht, der Gletscherfluss tritt aus dem Gletscher hervor, von überall her fallen kleinere Wasserfälle die Felswände herunter.

Wir fahren zurück nach Stryn und von dort aus Richtung Nordfjord. In Stårheim setzen wir nach Isane über und fahren die einspurige Straße nach Leirgulen, wo wir für eine Woche unser Ferienhaus beziehen. Das Haus ist ein typisches Anglerhaus, leider haben es die Vormieter mit dem Putzen nicht so ernst genommen, das heißt für mich erst einmal Hand anlegen, denn klebrige Küchenplatten & Co kann ich nun mal gar nicht leiden. Der Blick aus dem Wohnzimmer auf den Fjord ist allerdings eine Wucht und entschädigt für so ziemlich alles: Direkt gegenüber sehen wir auf den Hornelen - Nordeuropas höchste Klippe.

20.07. – 330 km | Leirgulen – Ålesund
Da es regnet, windig ist und wir somit nicht angeln können, machen wir einen Ausflug in die Jugendstilstadt Ålesund.
Ein nettes Städtchen, ausnahmsweise sind hier die Häuser aus Stein gebaut, was in Norwegen wirklich auffallend ist (die Stadt ist einmal abgebrannt, danach wurde sie in Stein wieder aufgebaut). In der Stadt finden wir ein nettes kleines Restaurant und essen dort zu Mittag. Auf dem Rückweg fahren wir am Geirangerfjord vorbei, der bei diesem Wetter und von Hellesylt aus nicht ganz so spektakulär ist, wie wir dachten - schöner finden wir die alte Brücke im Hornindal und den tiefsten Binnensee Europas (Hornindalsvatnet).

 

21.07. | Leirgulen – Vågsøy
Unser heutiger Ausflug führt uns auf die nahegelegene Insel Vågsøy, auf der wir nicht nur den Kannesteinen finden, sondern auch einen wunderschönen Sandstrand (Refviksanden) - wenn es doch nur 15 °C wärmer wäre ...

22./23.07. Leirgulen 

 

Auch Faulenzen muss mal sein... Wir erkunden „unseren“ Fjord mit dem Boot, angeln und genießen diese einmalige Ruhe, die Sonne, die Natur! Und natürlich schmeckt der selbst gefangene Fisch einfach genial!!

 

24.07. | Leirgulen – Ålfotbreen
Heute steht eine kurze Wanderung am Alfotbreen auf dem Programm – wir fahren einen Privatweg bis zu dessen Ende und parken dort. Wir wandern in das Tal hinein - keine Menschenseele weit und breit. Zu Beginn laufen wir auf einem gut ausgebauten Schotterweg, der irgendwann einfach aufhört. Da wir aber noch nicht umkehren möchten, schlagen wir uns durch's Gebüsch ... Hier genießen wir Natur pur, es ist sehr idyllisch hier. Blaubeeren wohin man schaut (köstlich!), ein kleines Flüsschen mit Wasserfall und ein über uns kreisender Steinadler... herrlich!

26.07 – 243 km | Leirgulen – Sognefjord
Leider ist unsere Woche im Ferienhaus schon vorbei. Unser Weg zum Sognefjord führt uns durch Førde, auf die 13 (wie ich erst nach dem Urlaub festgestellt habe: eine der Nasjonalen Turistvegen). Wir halten an wundschönen Wasserfällen, z.B. am Likholfossen mit lustiger Brücke über den Fluss. Eine Serpentinenstraße führt ins Tal hinunter - eine wunderschöne Strecke. Wir überqueren noch den Sognefjord und suchen uns dann einen Campingplatz direkt am Fjord (Tveit Camping). Hier können wir abends beim Essen viele Schweinswale beobachten - einfach mal wieder nur herrlich! 

27.07. – 214 km | Sognefjord – Bergen

Vom Sognefjord aus fahren wir Richtung Bergen. Unterwegs besichtigen wir die kleine Steinkirche in Hove (nur von außen) und die – zur Zeit leider durch Gerüste verdeckte – Hopperstadt Stabkirche.


Die 13 führt uns auch direkt am Tvindefossen vorbei - ein sehr beeindruckender, tosender Wasserfall - mein "Fossen-Fan-Herz" schlägt höher :-) Fotos des Wasserfalls habe ich zwar schon vorher gesehen, aber wenn man davor steht, ist es doch nochmal etwas ganz anderes!

Für die Nacht quartieren wir uns nahe Bergen bei Lone Camping ein - ein großer, etwas unpersönlicher CP, dafür aber mit Ziegen zum Streicheln, einem See zum Baden, Tankstelle und somit Einkaufsmöglichkeit dabei.

28.07. | Bergen

Bis Bergen ist es nicht mehr weit. Dort angekommen parken wir in einem  Parkhaus in der Lars-Hilles-Gate unweit des Fischmarktes und schlendern Richtung Bryggen. Bergen soll die regenreichste Stadt Norwegens sein... wir laufen bei 30°C und strahlendem Sonnenschein durch die Gässchen in Bryggen, genießen am Hafen sitzend die Sonne und versuchen uns, mental auf die Heimreise einzustellen, was nicht so ganz gelingen will.

Die Fähre der Fjordline wartet, also verlassen wir schweren Herzens norwegischen Boden, genießen aber noch die Ausfahrt aus den Schären... und ich hole mir tatsächlich auf dem Sonnendeck noch eine kleine Sonnenbrand...

Norge - wir kommen wieder!