Abenteuerinsel? Naja, ich nenne sie so, weil man sehr wenig über sie erfährt und wir scheinbar fast unbekanntes Terrain betreten werden … das einzige, was man im Netz findet sind ein paar Angelberichte und 4 Wandervorschläge über die (sehr gute) Homepage www.visitsunnhordland.no
Außerdem wird das für uns ein kleines Abenteuer, da wir die erste große Reise mit unserem 16 Monate altem Zwerg machen … der Hund ist auch dabei – also: los geht’s!
Donnerstag, 19.6.14
Speyer – Hirtshals: 1132 km
Wir starten entspannt Donnerstag abends um 18 Uhr in Speyer. Nach ein paar Stopps zum Essen, Laufen, Schlafen, einer unnötgen Polizeikontrolle an der dänischen Grenze und einem „Ich-bin-dann-mal-drei-Stunden-wach“-Kind kommen wir endlich um kurz nach 7.30 Uhr in Hirtshals an.
Freitag, 20.6.14
Hirtshals – Kristiansand – CP Reiarsfossen: 105 km
Der Sandstrand in Hirtshals ist riiiiieeesig. Super für Hund und Kind, die es genießen, nicht mehr im Auto sitzen zu müssen. Mein Mann und ich sind extrem müde, quälen uns aber durch den Sand, um die zwei Chaoten zu bespaßen. Mit etwas Verspätung starten wir kurz nach 10 mit der MasterCat von Fjordline Richtung Norwegen. Mein Mann wird aufgrund des heftigen Geschaukels immer blasser und bald weicht sogar jegliche Farbe aus seinen Lippen. Auch mir wird immer schlechter. Der Sohnemann hingegen schlägt sich den Bauch mit Keksen voll – erst denke ich, er verträgt den Seegang gut, werde aber nach etwas mehr als einer Stunde Fahrt eines Besseren belehrt. Nachdem mein Mann schon zweimal auf der Toilette „verschwunden“ war, übergibt sich der Kleine über sich selbst und über mich mit einem großen Schwall „Keks“. Der Anblick von Erbrochenem ist nicht gerade das, was man prickelnd nennt, wenn einem sowieso schon schlecht ist. Mein Mann nimmt dies zum Anlass für einen erneuten Besuch auf der Toilette und ich bleibe zurück mit einem schreienden Kind, wir beide voll mit Erbrochenem. Irgendwie habe ich mir den Start in den Urlaub "etwas" anders vorgestellt. Nachdem alles beseitigt ist, schläft Zwergi tief und fest auf meinem Arm ein. Als wir dann endlich wieder zum Auto dürfen finden wir dort einen total verängstigten Riesenschnauzer in der Ecke seines Käfigs zusammengekauert wieder – alleine im Auto bei Lärm, Hitze, Geschaukel… der Arme. Immerhin hat ER uns verschont und seinen Käfig „sauber“ hinterlassen!
Das Kapitel haken wir als „Nie-mehr-wieder-Safari“ ab. Wir fahren endlich von der Fähre und melden unseren Hund beim Zoll an… der Beamte schaut sich kurz den Heimtierpass an, dann werden wir durchgewunken - keine Chipkontrolle? Naja, uns ist’s recht, so können wir gleich ins Setesdal fahren.
Erst ab dem Byglandsfjord wird dieses Tal schön und interessant. Nach noch einer kleinen Schlafpause fahren wir um ca. 16 Uhr auf den Campingplatz Reiarsfossen. Außer zwei Dauercampern sieht der Platz verlassen aus. Dies gilt auch für die Rezeption. Es ist ein Schild angebracht: wenn niemand da ist, Schlüssel vom Brett nehmen und irgendwann zahlen… typisch Norwegen J Dies tun wir und beziehen eine Hütte mit zwei Zimmern direkt am Fluss (400 NOK), perfekt für uns! So langsam kommt endlich dieses Gefühl auf, angekommen zu sein, die Entspannung macht sich breit und breiter und wir können den Fluss, den Wasserfall und den einsamen Platz genießen!
Heute gehen wir um halb neuen zusammen mit dem Söhnchen ins Bett und schlafen tief und fest bis zum nächsten Morgen.
Samstag, 21.6.14
Reiarsfossen – Varaldsøy: 280 km
Mit Kind braucht man ja keinen Wecker. Heute geht’s uns allen gut und wir genießen das gemeinsame Frühstück. Packen dauert viel länger als üblich, da ja immer einer das Kind im Auge haben muss – und der hat sich ein Ziel gesetzt: erster Halbmarathon über den Campingplatz machen. Der Vorteil: als wir um kurz nach 10 Uhr starten, schläft er im Auto gleich wieder ein.
Übrigens war morgens die Rezeption auch wieder verlassen - also Geld (400 NOK) in Umschlag und ab in den Briefkasten :-)
Wir fahren durch das Setesdal und bewundern den Verlauf der Otra – mal fliest sie sanft über die Felsen, mal wird sie zum See, mal kämpft sie sich durch enge Schluchten… einfach schön. In Haukeli geht’s Richtung Westen auf der E134. Hier liegt noch Schnee und die Seen sind noch zugefroren. Wir umfahren irgendeinen der Tunnel und fahren hoch auf’s Fjell (ich bezweifle im Nachhinein, dass wir den Haukeli-Tunnel umfahren haben, sondern irgendeinen anderen…). Oben machen wir ein kleines Picknick, dann geht’s weiter nach Røldal. Dort wollte ich eigentlich einen Blick auf/in die Stabkirche werfen, aber da mein Mann immer noch sooo müde ist, verzichte ich darauf und wir fahren direkt zum Låtefossen. Nachdem ich dort die „normalen“ Bilder geschossen habe, gehe ich (mit Hund) ein Stück die Straße rauf und den Serpentinenfußweg neben dem Fossen hoch. Von hier hat man nochmal einen anderen Blick auf den Wasserfall… und man ist ganz live dabei – man wird schön nass! :-)
Auf nach Odda, dort kaufen wir noch ein und fahren danach durch den langen Folgefonntunnel unter dem Gletscher durch. Entlang geht es dann am Hardangerfjord mit wunderschönen Ausblicken. Die Fähre nach Varaldsøy startet in Arsnes um 17.40 Uhr. Unterwegs für Fossenfans wieder wunderschön: der Furebergsfossen.
Abenteuerlich wird es dann wieder auf der Insel – wir sind ja einspurige Schotterstraßen gewohnt… aber das… Irgendwann führt die Piste mitten durch einen Urwald (Anmerkung: ein Teil der Insel – eben dieser Urwald – steht unter Naturschutz wegen seines alten Baumbestandes und wohl auch wegen endemischer Pflanzen). Ein Stück weiter kommen wir nach Bullerbü (so stellt man sich das vor ;-) ) – wir denken, dass wir komplett falsch sind, doch da kommt Laila, unsere Vermieterin, aus dem Haus, begrüßt uns herzlich und weist uns den Weg… wir biegen um die Ecke und der Blick auf unser Haus wird frei… ich kann einfach nicht anders, als die ganze Zeit „oh mein Gott“ zu sagen… etwas anderes fällt mir zu diesem wunderbar gelegenen, wunderschönen Fleckchen Erde einfach nicht mehr ein.
Die Lage ist herrlich, phantastisch, wundervoll… unfassbar. Und: es ist einsam und STILL!!! Das Haus selbst ist auch super, wir fühlen uns vom ersten Moment an wohl und willkommen. Und für mein Fossen-Fan-Herz noch ein Schmankerl: man kann von hier den Furebergfossen sehen!
Da es schon spät ist, werfen wir einfach nur noch Nudeln in den Topf und genießen diese mit Pesto. Beim Essen fällt uns ein: wir haben ja Hochzeitstag :-)
Sonntag, 22.6.14
Den Tag beginne ich in aller Herrgottsfrüh bei einer Tasse Espresso alleine auf der Terrasse (als Mutter muss man ja sehr früh aufstehen, um ein paar Augenblicke für sich zu haben …), im Blick habe ich „meinen“ Berg, der mich ab jetzt jeden Morgen anlächelt. Ich nenne ihn fortan Schicksalsberg, da ich seinen Namen nicht kenne und sich immer wieder seltsame Wolkenformationen um ihn herum bilden.
Heute bleiben wir einfach FAUL daheim. Die Mieter im Ferienhaus nebendran sieht und hört man kaum. Wir hingegen verbringen den ganzen Tag bei dem schönen Wetter draußen, spielen mit Kind und Hund auf der großen Wiese, allen geht es gut – es ist einfach so schön. Dann lernen wir auch noch unsere direkten Nachbarn kennen: die Schafe und die Jungstiere. Unser Hund ist größenwahnsinnig und will sich mit den Stieren anlegen …
Mein Mann versucht vom Ufer aus zu angeln – eigentlich rechnet er sich keine Chancen aus. Nachdem er dann knapp zwei Stunden verschwunden ist, sehe ich mal nach dem Rechten und finde ihn im Anglerglück auf dem Felsen, das Abendessen liegt neben ihm :-)
Montag, 23.6.14
Haukanes - Barlinda: 25 km
Auf der Insel Varaldsøy gibt es die größte Eibe Europas (Barlinda) – und genau die wollen wir sehen. Wir fahren ¼ Stunde mit dem Auto zum Ausgangspunkt der Wanderung. Diese beginnt an einem kleinen Flüsschen, der Trinkwasserversorgung der Insel und ein Schild ermahnt zur Beachtung. Ist ja kein Thema – uns wundert nur, dass die dort grasenden Stiere alle rein kacken ;-) Die kleine Wanderung ist schön, wir haben wieder super Wetter, der Weg ist natürlich kein „Weg“, aber genau das macht ja Spaß – das Suchen den Markierungen :-) Zunächst laufen wir am Fluss entlang, am Ende geht es dann steil bergauf. Und da steht sie – eine riesige Eibe – ich hätte niemals gedacht, dass Eiben so groß werden können. Da sie komplett hohl ist, gehen wir davon aus, dass sie nachts als Schlafhöhle von Trollen genutzt wird. Sie erinnert mich an einen „Ent“ aus Herr der Ringe – die Äste wirken wie Arme und die Ästchen wie verknorpelte Finger.
Daheim angekommen geht mein Mann wieder auf „seinen Fels“ und angelt unser Abendessen.
Dienstag, 24.6.14
Varaldsøy – Rosendal: 50 km (hin und zurück)
Wir verlassen heute unsere Insel, um nach Rosendal zu fahren. Das Wetter könnte nicht besser sein. In Rosendal steuern wir direkt den Steinpark an. Am Eingang befindet sich die Vangssago, eine sogenannte Rahmensäge mit vielen Sägeblättern von 1875, die mit einem Wasserrad betrieben wurde.
Der Steinpark selbst ist wunderschön angelegt und liegt sehr idyllisch direkt am Fluss. Wer sich für Steine interessiert ist hier genau richtig. Da wir alleine sind, macht das Schlendern durch den Park umso mehr Spaß. Unser Zwerg hat Hunger und so machen wir dort auf den Bänken noch eine kleine Rast. Danach gehen wir in Rosendal noch einkaufen und laufen dann zum Hafen, essen dort gemütlich eine Kleinigkeit. Dann geht’s auch schon wieder zurück zur Fähre (das ist halt der Nachteil wenn man auf einer Insel wohnt… man ist auf die raren Fahrzeiten der Fähre angewiesen).
Heute wollen wir noch testen, ob unser Sohn seefest ist. So ganz sicher sind wir nicht, ob das so eine gute Idee ist, denn er hat den Mittagsschlaf ausgelassen und ist etwas übermüdet.
Also fahren wir mit unserm Bötchen los, extra nicht weit raus. Mein Mann angelt und der Sohn wird – leider – plötzlich sehr aktiv, was auf so einem kleinen Boot nicht gerade von Vorteil ist. Wir bleiben nur eine Stunde draußen, das Abendessen haben wir bereits mit an Bord. Als wir zurück kommen kreist gerade ein Seeadler über unserm Haus. Bis ich allerdings am Haus bin und die Kamera anschlagbereit in der Hand habe, ist er schon so weit oben, dass sich das Fotografieren mal wieder kaum lohnt :-(
Mittwoch, 25.6.14
Eigentlich wollten wir uns heute mit Freunden, die auch gerade in Norwegen – allerdings am Sognefjord – sind, treffen. Mein Hals, der seit zwei Tagen weh tut, macht uns aber einen Strich durch die Rechnung. Ich bekomme keinen Ton raus… Nach Absprache verschieben wir das Treffen auf morgen. Also bleiben wir gemütlich daheim, verbringen die Zeit in unserem Traumhaus am Fjord, der großen Wiese, auf den Felsen, beim Angeln, mit Schafen und Stieren füttern… langweilig wird uns auf jeden Fall nicht. So ein fauler Tag ist halt auch einfach schön!!
Donnerstag, 26.6.14
Varaldsøy – Bergen: 250 km (hin und zurück)
Hals ist zwar nicht gut, aber besser. Also auf nach Bergen. Da wir unterwegs auf der Straße 48 nach Bergen an einer Baustelle seeeehr lange warten müssen, kommen wir zu spät in Bergen am Treffpunkt an. Außerdem ist es ein großes Problem mit dem Bussl einen Parkplatz zu finden, weil die Parkhäuser alle zu niedrig sind. Wir finden glücklicherweise einen hinter der Festung auf dem kleinen Parkplatz, aber nur, weil hier schon ein Stück vom Schild am Parkplatz-Eingang abgebrochen ist, sodass wir drunter durch passen :-)
Am Julehuset in Bryggen warten unsere Freunde. Zusammen schlendern wir – bei strahlendem Sonnenschein – durch die Gassen von Bryggen. Danach geht’s Richtung Stadt. Hier gehen wir gemütlich essen und zurück geht es über den Ole Bulls Plass, der einen wunderschönen Planschbrunnen für unsere Kinder parat hält. Auch der Hund macht mit :-)
Zurück beim Fischmarkt kaufen wir noch ein paar überteuerte Souvenirs … und dann ruft auch schon bald aus der Ferne wieder unsere Inselfähre, die wir um 18.20 Uhr bekommen müssen.
Zurück fahren wir die Strecke über Norheimsund (Fv7) – diese ist viiiiel schöner als unsere „Hinroute“. Hier kommen wir auch am Steindalsfossen vorbei. Es ist bereits nach 17 Uhr und nichts los – der große Parkplatz lässt allerdings darauf schließen, dass sich hier sonst Massen herumtreiben…
Vorbei kommen wir auch an Omastranda, wo das wohl typischste Bild für den Hardangerfjord geschossen werden kann… leider nicht von mir, da der Akku meiner Kamera versagt – und mit der kleinen Kamera wirkt das ganze einfach nicht :-(
Endlich daheim können wir wieder – nach dem Trubel in der Stadt – die Stille genießen – und natürlich auch das herrliche Panorama.
Freitag, 27.6.14
Haukanes – Wanderung Volavatnet: ca. 30 km (hin und zurück)
Da mein Mann sich weigert, mit mir zu wandern (… ich laufe zu schnell…), packe ich den Hund ein und gehe mit ihm alleine auf Tour. Ich entscheide mich für die Tour zum Volavatnet, die auch an den Gruben der Insel vorbei geht. Hier wurde früher kupferhaltiger Schwefelkies abgebaut. Abenteuerlich für mich ist es zunächst aber, mit dem Bussl die enge Schotterstraße entlang zu fahren… wenn man das „nur-mit-Außenspiegeln-Fahren“ nicht gewöhnt ist und rückwärts einem Traktor ausweichen muss… was mir natürlich auch gleich passiert…! Naja, dann kommt auch noch der Kuhtreiber entgegen (Kühe haben immer Vorfahrt) :-)
Angekommen am Startpunkt der Wanderung geht es zunächst auf einem Weg bergauf, der Weg wird zum Pfad und ich erreiche bald die ersten Reste der Grubenarbeit (Ruinen). Der Boden ist komplett orange. Nach der ersten – abgesperrten – Grube wird der Pfad zum … naja… Gestrüpp? Morast? Wie auch immer, ein Weg als solcher ist nicht mehr zu erkennen, gutes Schuhwerk erforderlich. Mein Hund fühlt sich pudel- (oder besser schnauzer-)wohl und springt wie eine Gazelle umher. Die richtige Richtung zu finden ist nicht immer einfach, da es einfach querfeldein geht - aber die Wanderung macht Spaß, es ist richtig urig hier, es blühen viele Orchideen und ich entdecke auch fleischfressende Pflanzen. Oben am See angekommen nimmt Hundi erst mal ein Bad. Ein Stück weiter sehe ich eine Anhöhe, von der aus ich mir einen guten Blick erhoffe. Also rauf da! Und es ist wirklich toll hier oben. Dass ich keine Menschenseele treffe versteht sich ja von selbst. Ist ja auch die Abenteuerinsel – wer kommt denn schon hierher?
Ein Weilchen sitze ich hier oben, trinke Tee und will mich dann auf den Heimweg machen. Doch als ich mich umdrehe sehe ich zunächst mal nur… Gestrüpp und weiß nicht so genau, wo ich eigentlich hergekommen bin… und die Markierungen haben ja schon ein ganzes Stück weit vorher aufgehört!?! Aber – juhu – ich finde sie wieder und folge den lustigen, roten Klecksen. Nach insgesamt 2 Stunden komme ich wieder am Auto an – daheim werde ich schon sehnsüchtig von Mann und Kind erwartet :-)
Samstag, 28.6.14
Varaldsøy – Odda: 97 km (hin und zurück)
Heute haben wir eine Einladung von der „norwegenfee“ Gisela und ihrem Mann (die mit der tollen Homepage www.norwegenfee.jimdo.com), die mir im Vorfeld etliche Tipps für die Region gegeben haben. Nochmals vielen Dank dafür :-)
Nach ein bissl Hin und Her finden wir dann doch das Haus, das direkt am Sørfjorden liegt. Wir fühlen uns von Anfang an wohl bei den beiden, das geht auch unserem Zwerg und unserem Hund so, der in Kira einen tollen Spielgefährten gefunden hat. Wir genießen den leckeren Erdbeerkuchen und verbringen ein paar schöne Stunden bei den beiden. Die Zeit vergeht wie im Flug – und da ruft sie wieder… die Fähre. Nochmals herzlichen Dank für die Einladung, den Kuchen… und alles eben :-)
Abends kommen dann noch meine Eltern, die gerade eine Rundreise durch Norwegen machen, zu uns auf die Insel. Uns ist schleierhaft, wie man sich hier verfahren kann, aber die beiden schaffen es.
Damit meine Eltern Frischfisch genießen können, hatte mein Mann gestern extra ein bisschen mehr geangelt und das gemeinsame Abendessen ist mal wieder köstlich.
Sonntag, 29.6.14
… wieder in der Morgensonne im Wahnsinnspanorama alleine den Espresso genießen… daran habe ich mich hier schon richtig gewöhnt… zumal auch jeden Tag die Sonne scheint :-) Mein Schicksalsberg zwinkert mir jeden Morgen freundlich zu (er heißt übrigens Gygrastolen im richtigen Leben).
Als endlich alle wach sind frühstücken wir gemeinsam. Es ist schon praktisch, wenn der Babysitter in Norwegen auftaucht :-)
Das gibt mir und meinem Mann die Gelegenheit, wie in „alten Zeiten“ alleine mit dem Bötchen mal ein paar Stunden zum Angeln rauszufahren. Wir genießen die Zeit zu zweit – hinzu kommt die
gigantische Landschaft und das phantastische Wetter… Erfolgreich kehren wir mit dem Abendessen heim.
Habe ich eigentlich schon erwähnt, dass wir jeden Tag Schweinswale beobachten konnten? Außerdem habe ich mich mit den Jungstieren angefreundet... einer wollte mich sogar küssen ;-)
Am Nachmittag folgt ein richtig heftiges Gewitter mit Hagel – das dauert ca. 1 Stunde, unser erster Regen in diesem Urlaub. Wir werden belohnt mit einem wunderschön kitschigen Regenbogen … und wer hat sich mal wieder in die Mitte des Bildes gedrängelt? Genau! Mein Schicksalsberg!
Montag, 30.6.14
Varaldsøy – Bondhusdalen: 58 km (hin und zurück)
Meine Eltern fahren heute weiter und auch wir nehmen morgens die Fähre nach Arsnes – Ziel ist die Wanderung zum Bondhusvatnet (ja, ich hab meinen Mann tatsächlich nochmal rumgekriegt, mit mir zu laufen… aber nur weil bei der Wanderung dabei stand: für Kinderwägen und motorisierte Rollstühle geeignet).
Auf dem Parkplatz steht nur ein weiteres Auto und wir freuen uns mal wieder auf eine einsame Wanderung.
Der Weg ist ein Schotterweg, doch schon nach wenigen Metern weg stellen wir fest: mit gut gefedertem Kinderwagen mag das okay sein, aber mit dem kaum gefederten Buggy ist das nicht so lustig. Stellenweise wird es etwas steiler ist, bergauf schieben macht nicht so Spaß – besser hätten wir die Kraxe genommen. Später wird der Schotter so grob bzw. löchrig, dass wir den Buggy tragen müssen … was wir dann zum Anlass nehmen, darüber nachzudenken, wie wohl motorisierte Rollstühle in Norwegen aussehen mögen. Nach der Wegbeschaffenheit und den entsprechenden Steigungen kommen wir zu dem Schluss: es müssen umgebaute Quads sein!
Egal wie – der Weg ist schön und die anfangs gesichteten Wolken sind nicht wie befürchtet über den Berg gekrabbelt, sondern schön im Nebental geblieben und so wandern wir wieder mit dem uns ständig begleitenden strahlenden Sonnenschein. Am See angekommen finden wir uns in einer Märchenwelt wieder. Der See liegt so still da, das Wasser schimmert türkis und blau, er ist spiegelglatt und die großen Felsen liegen wie Urmonster ruhig darin. Es ist wunderschön und schön einsam hier. Rastplätze aus Stein laden zum Verweilen ein – es ist einfach nur herrlich hier – herrlich märchenhaft. Mich hätte es nicht gewundert, wäre ein Fabelwesen aus dem See aufgetaucht…
Erst, als wir uns auf den Rückweg machen, kommen uns andere Leute entgegen… also wie immer die Devise: je früher man aufbricht, desto einsamer ist man – als wir wieder am Parkplatz ankommen ist dieser nämlich gerade am voll werden und wir sind froh, dass wir nicht erst jetzt starten!
Dienstag, 1.7.14
Ist das zu fassen? Wir müssen heute schon wieder packen, da wir morgen gaaaaanz früh die Fähre bekommen und dieses wunderbare Fleckchen Erde verlassen müssen.
Wir genießen unseren letzten Tag in vollen Zügen – neben dem Packen kann man ja auch noch angeln, Frisbee spielen, herumtollen, sich sonnen (es sind 28°C auf der Terrasse!), das Panorama genießen und wehmütig werden… Der Tag vergeht viel zu schnell – abends ist der Großteil des Gepäcks im Bussl verstaut, sodass wir am nächsten Morgen nur noch die Reste packen müssen.
Abends sitzen wir noch auf unserer Terrasse und inhalieren nochmal die Stille, die Einsamkeit, den Ausblick, die gute Luft, die schöne Atmosphäre…
Mittwoch, 2.7.14
Varaldsøy – Tinnsjø: 300 km
In aller Herrgottsfrüh – nämlich um 7.20 Uhr – fährt unsere Fähre nach Arsnes. Als hätte es das Wetter gewusst: es ist total bewölkt, kein Sonnenstrahl kommt durch die Wolkendecke durch. So fällt es ein bisschen leichter, zu fahren.
Auf der anderen Seite des Folgefonntunnels, am Sørfjorden, scheint dann wieder die Sonne. Es ist wunderschön hier am Fjord entlang Richtung Norden zu fahren – überall stehen die Hänge voll mit Obstbäumen und man kann sich das Blütenmeer im Frühjahr vorstellen. Bis Eidfjord gibt es immer wieder herrliche Ausblicke in die Landschaft.
In Eidfjord liegt ein Kreuzfahrtschiff vor Anker… was uns erahnen lässt, dass wir am Vøringfossen nicht alleine sein werden. Gar nicht mehr gewöhnt, viele Menschen auf einem Fleck zu sehen ist es am Fossen tatsächlich sehr voll. Der Parkplatz für 40 NOK (!!) am Fossli Hotel ist voll mit Touris. Aber ich muss schon sagen – der Ausblick auf den Wasserfall und in das Tal hinein ist schon gigantisch!
Wir essen noch ein Eis… da werde ich von einer Horde Chinesen als das perfekte Fotomotiv entdeckt: „Einheimische mit Kind beim
Eisessen“ … sie fragen, ob sie mich fotografieren dürfen und ich lasse sie in dem Glauben, ich sei Norwegerin ;-)
Wir machen, dass wir schnell weg kommen und fahren die 7 über die Hardangervidda. Welch eine Weite … Wahnsinn. Sehr schön ist es hier oben – unterwegs kraxel ich auf eine Anhöhe und habe
gigantische Ausblicke – herrlich mal wieder!
Da habe ich mir so viele Gedanken gemacht, was ich in Geilo mache, wenn mein Mann die Messerfabrik Brusletto besucht… naja, es kommt ja immer anders als man denkt. Eigentlich wollte ich spazieren gehen mit Kind und Hund… nicht nur dass – kaum dass wir das Ortsschild passieren – ein heftiger Regenschauer einsetzt, nein, mein Kind ist auch noch eingeschlafen … Also bleiben wir im Auto und als der Zwerg aufwacht gehen wir auch zu Brusletto rein… und bekommen für den Kleinen eine schöne Wollmütze geschenkt :-)
Weiter geht es Richtung Süden auf die 40 – diese fahren wir, bis es rechts ab auf das Imingfjell geht. Auch hier ist es einfach wieder nur schön - eine empfehlenswerte Routenalternative! Unterwegs kommen wir an einem wunderschön am Fluss gelegenen, einsamen Campingplatz vorbei: Heggland Camping. Leider ist niemand da, alles ist verlassen… also fahren wir weiter bis zum schönen Tinnsjø und quartieren uns in einer Nobelhütte (eigentlich ist es ein Ferienhaus) beim Camping Sjøtveit ein (2 Zimmer + Küche, inkl. Bad und Toilette)… kostet zwar 700 NOK, aber da wir insgesamt wenig ausgegeben haben im Urlaub, gönnen wir uns das.
Donnerstag, 3.7.14
Tinnsjø - Oslo: 204 km
Gegen 10 Uhr rollen wir vom Campingplatz, zunächst fahren wir am schönen Tinnsjø entlang, dann biegen wir auf die 134 Richtung Oslo ab. Heddal liegt auf unserem Weg und ist das nächste Ziel. Die Stabkirche, die ja auch der „Dom unter den Stabkirchen“ genannt wird ist wirklich sehr schön, imposant und beeindruckend.
Auf www.ut.no habe ich gesehen, dass an der Heddøla ein Wanderweg entlang geht, den man auch indirekt von der Stabkirche aus erreichen kann. Also laufen wir den Feldweg gegenüber der Kirche entlang bis zum Fluss… unser Sohn ist, was Wasser angeht, leider wie unser Hund: Wasser sehen und rein! Er stolpert tatsächlich und plumpst so ins Wasser, dass alle Klamotten nass sind. Da wir nur ein kleines Picknick machen wollten, hatte ich keine Wechselklamotten dabei (großer Fehler!!). Also zurück Marsch Marsch zum Auto, umziehen… beim Laufen haben wir aber gemerkt, dass man den Feldweg bis zur Picknick-Stelle am Fluss auch mit dem Auto fahren kann – also können wir doch noch am Flüsschen gemütlich etwas essen, bevor es Richtung Oslo weiter geht.
Schrecklich dieser Verkehr… In Drammen stehen wir sogar im „Stadtstau“.
Kurz vor Oslo machen wir einen Abstecher nach Bygdøy, da wir hier vor der langen Fährüberfahrt nach Frederikshavn noch spazieren gehen wollen.
Unglaublich aber wahr: kurz vor Oslo ist hier eine richtige grüne Oase, ein Wäldchen. Wir parken (10 NOK/Std.) und spazieren noch 1 ½ Stunden durch das Grün, sitzen auf den Felsen und betrachten das Meer, bevor wir den 10 Minuten entfernten Hafen ansteuern. Die Fähre geht erst um 19 Uhr. Auf der StenaLine beziehen wir unsere Haustier-Kabine, gehen noch essen und dann früh ins Bett, wegen unserem Zwerg. Es ist eine unruhige Nacht – der Zwerg fällt einmal aus dem Bett – wie gut, dass ich mir das schon dachte und vorher die 4. Matratze als Polster auf den Boden gelegt hatte ;-)
Freitag, 4.7.14 - Samstag, 5.7.14
Frederikshavn - Hannover - Speyer
Um 7 Uhr fahren wir auf dänischen Boden, machen bald eine Frühstücks- und Gassipause, gefolgt von weiteren Beine-Vertret-Pausen … Leider kommen wir vor Hamburg in einen ganz tollen Stau, der uns immer wieder bis Hannover begleitet. Schön, dass wir eine Zwischenübernachtung bei einem Freund machen können – so können wir den langen Fahrttag noch gemütlich ausklingen lassen.
Am nächsten Tag fahren wir dann ohne weitere Staus (!) nach Hause – die Rückreise war insgesamt dann doch etwas anstrengend …
Auch diese Norwegen-Reise war wieder wundervoll, das Wetter hat es einfach mehr als gut mit uns gemeint, der erste Urlaub mit Kind war richtig toll, ganz anders als sonst, aber toll.
Jetzt warten wir auf unsere Rechnungen der Mautstellen vom Folgefonntunnel, Bergen und Oslo… und auf unseren nächsten
Norge-Urlaub, der mit Sicherheit kommen wird!!
Dieses Land … einfach gigantisch, einfach wundervoll …