Sognefjord - wir kommen!

Vorbereitung auf den Urlaub: Beim Durchstöbern des Internets bin ich auf einen kleinen Reisebericht über den Sognefjord gestolpert und dort war die Rede von dem Film "Trollhunter", der von drei norwegische Studenten handelt, die einem seltsamen Kerl auf der Spur sind - einem Trolljäger, wie es sich herausstellt. Um uns auf den Urlaub einzustimmen, schauen wir uns den mal an. Einmal ganz davon abgesehen, dass man diesen Film absolut nicht ernst nehmen kann, ist es schön im Film Orte und Straßen zu sehen, an denen man selbst gewesen ist. Ich habe viel gelacht bei diesem Film (eben weil ich ihn nicht ernst nahm) und es klären sich Fragen, die ich mir in Norwegen schon öfters stellte: Wie kommen Autowracks an Abhänge mitten im Wald? Wieso sind auf dem Tindevegen derart viele Hochspannungs-Oberleitungen? Auch lernt man, woher der beste norwegische Schotter kommt. Sehr amüsant :-)
Nachdem nun alle troll-relevanten Fragen geklärt sind, können wir guten Gewissens starten!

 

Donnerstag, 18.07.19 - Freitag, 19.07.19
Nachdem die Kinder schon seit Wochen die Tage zum Urlaub rückwärts zählen, kann es nun endlich losgehen zur ersten Mission unseres Urlaubs: 3 Länder in 2 Tagen. Klingt spektakulär, isses aber nicht: D - DK - N. Wir starten donnerstags gegen 20 Uhr in der Pfalz gen Norden und nach mehreren kurzen und langen Schlaf-Bewegungs-Tank- und Essensstopps kommen wir um 14.30 Uhr in Norddänemark an. Für mich gibt es immer zwei Dinge, die meine Vorfreude auf den Urlaub während der Autofahrt noch ankurbeln: Zum Einen das Auftauchen der Nebelkrähen etwa in Höhe Hamburg (ein untrügliches Zeichen, dass wir auf dem richtigen Weg sind) und das Passieren des Nord-Ostsee-Kanals, das für mich dem Überschreiten einer Grenze gleicht :-)

 

Unterwegs kurz vor dem Ziel ist das Wetter unterirdisch, es regnet in Strömen und dicke Wolken hängen tief am Himmel. Unsere Laune ist deswegen aber ungetrübt! Wir gehen mit Aussicht auf den phantastischen Strand etwas essen und können zusehen, wie sich die Wolken langsam verziehen. Jetzt müssen wir uns unbedingt die Beine vertreten: Hinter dem Restaurant startet ein ausgewiesener Dünenwanderweg durch vielfältig blühende Flora - ein toller Pfad, den wir alle nach der langen Sitzerei genießen. Als wir dann zum riesigen Sandstrand kommen strahlt tatsächlich die Sonne - ein herrlicher Start in den Urlaub! Am Fähranleger der Fjordline warten wir noch ein Weilchen und dürfen dann unter Kindergejubel auf's Schiff - die Stavangerfjord - fahren. Das erste Mal habe ich eine Familienkabine gebucht. Schöne Kabine, mittelgroß mit Bullauge - und das beste: genau neben dem Sonnendeck, wo ja auch unser Hündchen im Hundehotel untergebracht ist. 
Wir müssen alle Schlaf nachholen, weshalb wir früh und schnell einschlafen.

 

Samstag, 20.07.19
Von meinen Kindern bin ich eigentlich frühes Aufstehen gewöhnt - doch heute halten Sie es tatsächlich bis halb acht aus! Bis wir alle "ausgehfertig" sind, ist es allerdings halb neun - wir lassen uns das Buffet-Frühstück schmecken und gehen dann auf's Sonnendeck (= heute Regendeck). Dort ist für die Kinder ein kleiner Spielplatz, auf dem unsere Zwerge trotz Regens ausgiebig spielen - und wir können Hundi aus dem dunklen "Hotel" holen und ihnen beim Toben zuschauen.
Wir stärken uns noch mit Kuchen, rollen pünktlich um halb eins von Bord und stellen den Hund beim Zoll vor. Bergen begrüßt uns mit lotrechtem Regen, wir grüßen kurz zurück, wollen aber nur raus aus der Stadt, Richtung Voss. Von dort aus fahren wir nach Norden, mit erstem Stopp am Tvindefossen. 2008 waren wir schon einmal hier - seitdem haben sie den Zugang zum Wasserfall überall gesperrt - früher konnte man stellenweise über die Felsen kraxeln, was nun komplett verboten ist. Weiter fahren wir über das Vikafjell - einfach nur herrlich diese Landschaft - trotz Regens! Der begleitet uns den ganzen Tag, auch beim Stopp an der Hopperstadt Stabkirche in Vik (schöne Kirche!) hat er kein Bestreben nachzulassen. Egal, kann man ja eh nicht ändern
;-)

 

Wir schaffen die Fähre ab Vangsnes nach Dragsvik um 16.45 Uhr und kommen dann kurz vor 18 Uhr (nach sage und schreibe 46 Tunneln ab Bergen) in unserem Ferienhaus am Vetlefjord an. Es liegt in der Sackgasse direkt am Fjord - ganz mystisch sieht es hier aus, da gerade Dunst aus dem Wasser aufsteigt. Es ist ein echt schönes Häuschen mit reichlich Platz und ehe ich mich versehe haben die Kinder das Zimmer im oberen Stock beschlagnahmt und beginnen sich häuslich einzurichten :-) Sie haben oben ein eigenes WC und einen direkten Zugang zum überdachten Balkon - klasse! Der Vermieter ist übrigens nicht da - vor einer Woche rief er an, dass er selbst in Urlaub sei. Wäre das unser erster Urlaub in Norge, hätte sich vielleicht deswegen Panik breit gemacht... aber eigentlich wissen wir ja, wie der Hase (und das Boot) läuft ;-)
Es wird noch eingeräumt, alles erkundet von der Garage über den Garten bis zum Bootssteg. Insgesamt sind wir sehr zufrieden mit dem, was wir hier finden - auch wenn wir uns von dem Schreck, dass hier kein Toaster vorhanden ist, erst erholen müssen. Ich weiß nicht, wie es euch geht, aber das norwegische Brot ist ja jetzt nicht sooo der Renner, getoastet ist es einfach viel besser. 
Der Tag heute war lang und sehr ereignisreich für die Kinder und so genießen wir, dass sie ohne Gemurre schnurstracks ins Bett gehen. Wir freuen uns auf morgen.

 

Sonntag, 21.07.19
Der heutige Tag beginnt mit Verwöhnprogramm: schlafen bis halb acht :-) Blick aus dem Fenster: total wolkenverhangen und etwas Regen. Nach einem gemütlichen Frühstück legt der Regen zu. Heute haben wir haben uns vorgenommen nach Balestrand zu fahren. Nach einer halben Stunde Fahrt kommen wir dort an. Kaiser Wilhelm II. fand es hier schon toll - da wollen wir doch mal schauen, warum er hier mehrere Urlaube verbracht hat. Wir starten unseren kleinen Rundgang bei leichtem Regen am Hafen an der Skulptur und schlendern am Wasser entlang. Man gelangt direkt zum Kviknes Hotel, welches im Schweizer Stil 1877 erbaut wurde und als größtes Holzhaus Norwegens gilt. Es ist wirklich beeindruckend! Aber was meinem ästhetischen Auge bei Vorderansicht sofort missfällt: was ist denn das für ein grässlicher 60er-Jahre-Bau dahinter, ein architektonisches Verbrechen in der Nähe eines so wunderschönen Holzhauses...? Als wir um das Hotel herum gehen, kann ich es kaum glauben: das ist tatsächlich der "moderne" Anbau des Hotels. Für ein schönes Foto ohne 60-Jahre-Fotobombe muss man jedoch einfach nur den Winkel ändern ;-) Weiter geht es zur St Olaf’s Church - eine 1897 fertig gestellte und an die Architektur der Stabkirchen orientierte kleine Holzkirche. Sie wurde vom damaligen Besitzer des Kviknes Hotels in Andenken an seine verstorbene Frau (eine englische Touristin) in Auftrag gegeben - ein hübsches Kirchlein. 
Die Kinder schreien "Hunger" und so landen wir nach kurzer Schlenderei im Vikingertreff und bekommen ordentliche Portionen serviert (hier gibt es einen göttlichen Veggie-Burger). Der Regen legt ordentlich zu und als wir aus dem Supermarkt kommen (ja, der hatte heute kurz offen) schüttet es aus Kübeln. Zu Hause, am späten Nachmittag, hört es jedoch auf zu regnen, die See ist ruhig und die Kinder freuen sich, dass sie eeendlich mit dem Boot fahren dürfen. Mit Papa wird die Umgebung erkundet und ein bisschen Probe geangelt. 
Nach dem Abendessen können wir von der Terrasse aus noch Schweinswale im Fjord beobachten - was meinen Mann dazu veranlasst, so wie die Schweinswale, sein Glück im Makrelenfang zu versuchen. Obwohl er nur vom Ufer angelt und er lange nicht so wendig wie so ein Schweinswal ist, hat er Erfolg :-)

 

Montag, 22.07.19
Kaum zu glauben, aber wahr: schon wieder bis halb acht schlafen... das wird ja langsam zur Gewohnheit ;-) Heute früh regnet es mal nicht, ein gutes Zeichen. Nach dem üblichen Herumgetrödele und ausgiebigem Frühstück fahren wir nochmals nach Balestrand - nicht weil wir unbedingt wollen, sondern "aus der Not heraus" - wir müssen die Kanister für den Bootstank füllen und außerdem haben wir im Supermarkt gestern die Grillkohle vergessen. Da hier in Vetlefjorden ja einfach nur nichts ist, müssen wir für alle Besorgungen nach Balestrand (einfacher Weg ½ Stunde Fahrt - in die andere Richtung ist der Supermarkt aber knapp 1 Stunde Fahrt entfernt.) Damit sich der „lange Weg“ auch lohnt, nötige ich die Familie zum Wandern. Naja, wandern kann man es eigentlich nicht nennen - an der Sporthalle der Schule starten einige Wege und zu Beginn hängt gleich eine Karte zur Übersicht. Die lauffaule Maus mosert jetzt schon, also entscheiden wir uns für den "Naturstien", der nur einen lächerlichen Kilometer lang ist. Es geht durch schönen Urwald auf und ab, immer wieder Infotafeln am Wegesrand zu Flora und Fauna, total schön. Dann sehen wir auch noch live eine dicke fette Maus in ihrem Loch verschwinden, von da an sind alle von diesem Weg begeistert, vor allem der Hund. Unterwegs gibt es Kraxelmöglichkeiten und eine Waldschaukel an einem Abhang - nach anfänglicher Skepsis wird diese von uns rege genutzt, die Kinder wollen gar nicht mehr weg. Am Ende des Weges kommen wir noch am Schulspielplatz vorbei - mannoman, da wäre ich gern zur Schule gegangen - was für ein Blick auf die Fjordlandschaft! Aber Kinder interessiert sowas ja nicht wirklich - meine wollen nur schaukeln... Schaukling with a view :-)

Natürlich haben die Kinder ja wieder sooo Hunger (Bandwurm oder Loch im Bauch?). Der Vikingertreff hat zu und so landen wir bei Gekkens Restaurant nebenan, total nette Leutchen, die unserm Hund sogar was zum Trinken hinstellen. Dort gibt's neben den üblichen Burgern & Co auch ein paar asiatische Leckereien. Mit gefüllten Bäuchen müssen wir uns aber endlich unserer Mission Grillkohle und Tanken widmen. Bei der Tankstelle (an der man nur mit Karte tanken kann) merke ich: Kreditkarte vergessen. Aaaahhhhh. Dort ist auch eine Werkstatt, also geh ich mal rein und frage, wo die nächste Tankstelle ist, die Bargeld nimmt. Hmmmm Kopfkratzen und keine Ahnung... er wüsste jetzt gar keine. Ich muss wohl etwas verzweifelt geschaut haben, denn der Besitzer zückt seine eigene Kreditkarte, tankt damit und wir geben ihm das Geld, total nett!! 
Zurück am Haus wird das Boot und die Angelausrüstung startklar gemacht und pünktlich zu unserem Bootstrip beginnt es zu regnen - und das nicht zu wenig. Egal, es ist total ruhiges Wetter, kein Lüftchen regt sich, innerhalb kurzer Zeit sind wir alle nass und versuchen unser Glück beim Angeln. Ich denke, die um uns herum jagenden Schweinswale sind erfolgreicher als wir - zumindest hoffe ich das, denn sonst müssten sie wohl verhungern. Nach einiger Zeit geht dann doch noch ein schöner Dorsch an den Haken, Abendessen für morgen gesichert :-) Es ist so herrlich ruhig - wenn die Kinder mal nicht singen, kann man den Regen hören, wie er auf's Wasser trifft, neben uns das Rauschen des Wasserfalls - einfach zum Genießen! Pitschnass kommen wir daheim ziemlich spät an, wir essen noch was und sind todmüde von diesem ereignisreichen Tag, sodass wir alle schnell in der Koje landen.

 

 

Dienstag, 23.07.19
Es wird immer besser: halb neun! Das Wetter ist okay - kein Regen, bewölkt und angenehme 17 Grad. Nach dem Frühstück laufen wir einfach mal unsere Sackgasse entlang, sozusagen die Hauptstraße von Vetlefjorden. Dass dies hier nicht der Nabel der Welt ist, erkennt der Experte am Gras, das immer wieder mitten auf der Straße wächst
;-) Wir entdecken so ganz nebenbei den Badeplatz (wir haben uns schon gefragt, wo der wohl ist). Dann kommen wir noch an einem Wasserfall vorbei, aus dem wir trinken - die Kinder finden das ganz spannend. Da wir wissen, dass das Wasser hier direkt ohne weitere Zuleitungen vom Berg kommt, ist das auch ganz unbedenklich. Natürlich mosert unser lauffaules Mäuschen und schließlich trägt Papa sie ein Stück. Naja - der heutige Spaziergang war hin und zurück immerhin knapp 4,5 km lang - viel mehr als gestern.
Wieder daheim starten wir den nächsten Boattrip, es nieselt ganz leicht, von der Flussmündung der Vetlefjordelvi fließt mit dem Wasser ein mystischer Nebel mit auf den Fjord - irgendwie unheimlich, der Nebel wandert, bildet Hügel, die im nächsten Moment verschwinden... er hüllt alles in ein seltsames und geheimnisvolles Licht. Vielleicht ein aufsteigender Wassergeist? Schnell ist der Nebel vergessen, als wieder unsere Freunde die Schweinswale auftauchen. Wir angeln und der erste Wurf der Maus beschert uns drei kleine Makrelen, sie ist selig und wir motiviert :-)
Wir wechseln ein paar mal die Stelle, fahren vor dem Wandernebel (oder dem Wassergeist?) davon, fangen noch richtig dicke Makrelen und genießen die Ruhe auf dem Wasser. Die Hauptarbeit ist das Ausnehmen und Filetieren der Fische, das darf mein Mann machen. Ich bereite den Rest in der Küche vor und so gibt's auf unserem Balkon mit Fjordblick lecker Dorsch und Makrele vom Grill an diesem Abend – was will man mehr?
Als die Kinder im Bett sind gönnen wir uns Pfälzer Secco mit Blick auf den Fjord auf unserer überdachten Terrasse. Das ist Urlaub!

 

Mittwoch, 24.07.19
Das Nichts (wer Michael Endes „Unendliche Geschichte“ kennt, dem ist dies ein Begriff). Überall nichts ... Dort wo gestern Berge, Häuser, Wasserfälle und dergleichen waren, sieht man: nichts. Wir sind mittendrin in der Nebelsuppe. Ich finde das sehr spannend, denn als ich unten am Steg Fotos vom Nichts mache, kommen Geräusche aus dem Nebel... Blubbern, Plätschern, mal der Schrei einer Möwe oder eines Austerfischers und das Rauschen des Wasserfalls auf der anderen Fjordseite. Meine Phantasie ist beflügelt und ich muss unweigerlich an die Wikinger denken, wie sie am Ufer standen und lauschten, ob gerade ein feindliches Schiff im Nebel durch's Wasser gleitet, welches sie nicht sehen können. Es ist schon faszinierend, wie sich automatisch die Sinne umstellen, von Sehen auf Hören, man nimmt ohne Sicht automatisch mehr Geräusche wahr! 
Da alle noch schlafen kann ich gemütlich meinen Kaffee auf der Terrasse - es sind angenehme 19 Grad - mit Blick ins Nichts schlürfend widme mich einer passenden Lektüre: Die Wikinger - Das Zeitalter des Nordens. Langsam, ganz langsam lösen sich einzelne Nebelfetzen auf und geben nach und nach die Silhouette der einzelnen Bergkämme und -rücken frei. Ich kann blauen Himmel sehen und bald darauf ist strahlendes Bilderbuchwetter mit 23 Grad.
Nach dem Frühstück geht es heute Mal in die andere Richtung - ins Gaularfjell. Wir kommen erst gegen 12 Uhr los und fahren ins Tal hinein, bald beginnen die Serpentinen sich zur neu gestalteten Aussichtsplattform Utsikten hinauf zu schrauben. Der Ausblick von dort oben ist grandios. Das letzte Mal standen wir 2008 hier auf einem holprigen Parkplatz mit gelbem Toilettenhäuschen. Ich bin mir nicht so sicher, ob mir diese futuristische Plattform gefallen soll... irgendwie toll sieht es schon aus. Weiter geht es durch das herrliche Gaularfjell entlang der Gaular, die immer wieder Seen durchfließt, manchmal zum Wasserfall wird oder sanft daher plätschert. Nachdem wir kurz in einem Ziegenstau standen, halten wir am Likholefossen, über den eine optisch seltsame Brückenkonstruktion führt. Was soll ich sagen - bei diesem herrlichen Wetter in dieser Landschaft zu stehen, ist einfach nur traumhaft. Wir stehen unter der Brücke, an dieser Stelle standen wir 2008 bei unserer Hochzeitsreise - und es macht mich glücklich, dass wir nun hier mit unseren Kindern stehen und ihnen dieses wunderbare Land näher bringen können. Wenn wir schon mal hier sind, wollen wir auch einen Teil des Fossestien erwandern. Wir laufen zunächst den geplankten Weg entlang, der dann bald zu einem Pfad über Stock und Stein wird. Natürlich - wie soll es anders sein - haben die Kinder bald wieder soooo Hunger. Auf einer kleinen Brücke über einem klaren Bächlein machen wir eine Pause - nach dem Snack kühlen wir unsere Füße im Bach - es ist klasse hier, alle planschen im Bach herum, die Kinder wollen erst wieder weiter, als ihnen einfällt, dass sie ja noch unter einem Felsen nach einem Schatz graben müssen. Wir laufen noch bis zum Hovsfossen - welche Kraft in diesem Wasser steckt ist beeindruckend. Wir bleiben noch ein Weilchen - da ist nämlich auch ein potentieller Schatzfelsen zum Graben - dann laufen wir denselben Weg zurück. Mich wundert es, dass die Kinder das so gut mitmachen - es sind mittlerweile 28 Grad, der Weg verläuft hauptsächlich in der Sonne und insgesamt waren es 4,5 km in hügeligem Gelände.
Einen kleinen Abstecher nach Viksdalen müssen wir noch machen, dort gibt es einen winzigen Supermarkt, in dem wir einkaufen. Die Rückfahrt über das Fjell ist nicht weniger schön, als die Hinfahrt - der Richtungswechsel gibt wieder neue wunderschöne Blicke frei. Ich kann es immer nur wiederholen - der Weg ist das Ziel in Norwegen. 
Heute Abend grillen wir noch die Makrelenfilets von gestern - einfach nur lecker! Was für ein schöner Tag!!

 

Donnerstag, 25.07.19
Es wird tatsächlich zur Normalität, dass die Kinder nicht vor acht wach werden. So kann ich heute Morgen meinen Kaffee wieder alleine auf der Terrasse genießen - es verspricht ein schöner Tag zu werden, das Thermometer zeigt jetzt schon 19 Grad. Als alle wach sind beschließen wir, dass wir heute mal zu den Gletschern bei Fjærland fahren wollen (ca. 1 ¾ Stunden Fahrt). Da wir dafür eine Fähre bekommen müssen, kommt tatsächlich das erste Mal im Urlaub ein Hauch von Hektik auf und es grenzt fast an ein Wunder, dass  wir um zehn Uhr wirklich mit Sack und Pack, Kindern und Hund im Auto sitzen. Wir erreichen die Fähre pünktlich und fahren von Hella Richtung Leikanger / Sogndalsfjøra. Hier ist viiiel mehr los, als auf "unserer" Fjordseite. Wir fahren durch eine der Obstkammern Norwegens - jeder Quadratmeter wird für den Anbau von Obst oder Beeren genutzt. In Fjærland angekommen, besuchen wir zuerst den Suphellebreen und fahren in das Tal hinein. Eigentlich wollen wir ab dem Parkplatz etwas weiter zum Gletscher laufen... doch vor uns steht ein Bagger im Gletscherfluss, der Schlamm und Geröll in einen Laster verlädt. Der Arbeiter erklärt uns, dass der Weg überschwemmt ist und es zu gefährlich ist, da durch zu gehen. Es gab Gerölllawinen, die nun den Fluss „verstopfen“ und dieser nun deshalb über die Ufer tritt. Die Kinder wollen noch Bagger schauen (wann steht schon mal einer im Fluss?!) und wir bewundern die Umgebung. Dann fahren wir rüber zum Bøyabreen, dort sind wir natürlich alles andere als alleine, aber trotzdem ein schöner Ort. Wir bleiben ein Weilchen, laufen am Gletschersee entlang und erklären den Kindern die Sache mit dem Rückgang der Gletscher (soweit sie das in dem Alter eben schon aufnehmen können). Ist schon Wahnsinn, wie klein er geworden ist. Wir setzen uns noch ins Café, essen gemütlich leckeren Kuchen und einen schlechten Burger und machen uns dann auf den Heimweg. Wir hatten noch überlegt, ins Bremuseum zu gehen. Aber einer von uns hätte mit dem Hund draußen bleiben müssen und wir sind alle etwas müde von der Hitze (Thermometer zeigt 28 Grad, gefühlt 35...). Da wollen wir lieber zu Hause noch eine Bootsfahrt machen. 
Doch auch auf dem Wasser gibt es kaum Abkühlung, erst weiter draußen auf dem Fjord weht ein nettes Lüftchen. Was uns bisher jeder Norweger gesagt hat, prophezeit sich mal wieder: "Entweder hat man gute Bisse oder gutes Wetter." Da wir heute Bombenwetter haben, beißt nix. Ein kleines Highlight für die Kinder ist aber, dass wir einen kleinen Kraken fangen - den lassen wir natürlich wieder frei. Dann müssen heute Abend eben die Nudeln herhalten, auch gut. Mein Mann angelt noch vom Steg aus, aber es ist wohl einfach so, dass wir hier am Ende des Fjords nur die "Kinderstube" haben, somit werden alle gefangenen Fische wieder frei gelassen und dürfen weiter schwimmen. :-)

 

Freitag, 26.07.19
Kann das wahr sein? Es ist schon Freitag? Wieso vergehen die Tage hier so schnell? 
Ich genieße jedenfalls immer morgens die schönen Nebel- und Lichtstimmungen, die sich minütlich ändern. Heute sind es gleich morgens schon 20 Grad. Mein Mann geht erst einmal noch joggen und so wird unser Frühstück zum Brunch. Heute trödeln wir alle rum – und das ist schön so. Wir müssen ja nirgends hin. Aber heute, bei fast 30 Grad, wollen wir unbedingt zum Badeplatz. Wir laufen die paar Minuten zum Badeplassen - ein sehr idyllisch gelegenes Örtchen mit gemähtem Rasen, Rastbänken, einem Volleyballnetz und zwei Einstiegsstellen zum Baden neben den Felsen. Einfach nur herrlich. Es ist kurz vor eins und wir sind ganz alleine hier. Gut so, denn so ist unser Gegackere beim Hineinlaufen in das eisig kalte Wasser nicht so peinlich... wow ist das kalt. Völlig schmerzbefreit ist unsere Vierjährige, die einfach hineinläuft, kurz quiekt und dann losplanscht. Ätsch, kann ich auch! Und so landen wir nach und nach alle im kühlen Nass. Es ist so herrlich erfrischend - wie letztes Jahr will ich gar nicht mehr raus... die Kinder toben und jauchzen vor Freude, beide schwimmen ganz mutig ins Tiefe. Aber bei der Kälte muss man schon aufpassen, dass man nicht zu lange drin bleibt. Wir wärmen uns zwischendurch immer wieder draußen in der Sonne auf - das ist heute kein Problem bei der Hitze. Der Badeplatz „füllt“ sich (mit bestimmt am Ende 15 Personen), ist offensichtlich ein beliebter Treffpunkt der Norweger. Verständlich - zum Einen gibt es hier ja auch nicht viel Anderes und außerdem ist es hier halt einfach nur schön! Wir bleiben ein paar Stunden und schlendern dann gemütlich zurück zum Haus. Auch den restlichen Tag sind wir einfach nur faul, spielen und liegen im Garten. Abends grillen wir noch - diesmal keinen Fisch, wir waren ja nicht mehr draußen heute. 
Als die Kinder im Bett sind, fährt mein Mann nochmals mit dem Boot raus - wenn er so ohne Kinder angelt hat er doch mehr Ruhe - das kann er dann genießen - und ich genieße auf der Terrasse einfach nur die Stille, das Rauschen des Wasserfalls und einfach das Hiersein. Als mein Mann zurück kommt, kann ich mich freuen, denn er bringt das morgige Abendessen mit: Dorsch und Schellfisch.

 

Samstag, 27.07.19
Als ich um acht aufstehe, habe ich die glorreiche Idee, dass ich meine "Mama-braucht-mal-Ruhe-Tour" heute machen könnte :-) 
Da das so spontan ist und ich ehrlich gesagt überhaupt keine Lust habe, groß zu planen und nachzudenken, beschließe ich, einfach nochmals auf's Gaularfjell hoch zu fahren und einen anderen Part des Wasserfallpfades zu gehen. Ich bin großer Fan vom frühen Vogel, also sitze ich dann um halb zehn im Auto und fahre los. Herrlichstes Wetter, ich genieße die Fahrt über die Serpentinen hoch ins Fjell, ich genieße das Alleinsein und dass ich Musik hören kann (passend, dass gerade „Ain’t no mountain high enough“ läuft) und nicht Sams oder Drache Kokosnuss aus den Lautsprechern dröhnt. Nach einem kurzen Ziegenstau komme ich beim Einstieg Langestølen an, der ist nicht so touristisch wie der beim Likholefossen, ich bin ganz alleine hier. Ab geht es Richtung Westen. Der Weg ist ganz anders als der gut beplankte Weg beim Likholefossen - es geht viel über Stock und Stein, mal ist der Weg mit Holzstämmen befestigt, mal mit Steinen oder auch mit Latten. Es ist wunderschön hier, der Weg geht bergauf und bergab, mal idyllisch am Fluss entlang, vorbei an Wasserfällen, über diverse kleine und etwas größere Brückchen, durch sumpfige Wiesen oder durch kleine Birkenwäldchen. Ich genieße es total, mal ohne Ziel zu laufen. Normalerweise habe ich ja einen Gipfel im Sinn ... doch jetzt laufe ich einfach - und das ist toll! Am Byttevatnet gefällt es mir so gut, dass ich hier meine Pause mache, die Füße im Wasser baumeln lasse und etwas esse. Nicht nur die Füße baumeln, sondern auch die Seele. Es ist so ruhig hier, dass ich sogar den Wasserfall höre, den ich schon eine zeitlang hinter mir gelassen habe. Der Rückweg ist natürlich derselbe, wie der Hinweg - aber es ist ganz gut, den Weg in beide Richtungen zu laufen, man entdeckt immer wieder andere schöne Stellen durch den geänderten Blickwinkel. Nach insgesamt knapp 2 1/2 Stunden komme ich verschwitzt am Auto an - es sind 28 Grad und der Weg verläuft meist in der Sonne. 
Auch jetzt freue ich mich wieder auf's Autofahren und komme eine halbe Stunde später zu Hause an. Keiner da, alle ausgeflogen: sie sind wieder baden gegangen. Gute Idee - mir ist sowieso so warm, also packe ich mein Zeug und laufe zu ihnen rüber. Herrlich ist das kalte frische Wasser des Fjords. Hier macht das Baden richtig Spaß, der Fjord liegt so still da, wie ein See.
Abends grillen wir den Fisch von gestern und mein Mann will unbedingt noch mit dem Boot raus. Er bringt auch heute leckere Fische mit.

 

Sonntag, 28.07.19
Ich will gerade in Ruhe meinen Kaffee auf der Terrasse schlürfen, da rumpelt es unten am Boot - doch ich sehe nichts. Mein erster Gedanke ist, es könne ein Haken von einer der Angeln aus dem Boot heraus hängen und ein Fisch hat danach geschnappt. Als ich runter gehe rumpelt es erneut ... und jetzt sehe ich es: eine Möwe hängt am Haken. Normalerweise ist mein Mann immer extrem sorgfältig, was das angeht, aber offenbar hat er gestern zu später Stunde einen Wurm vergessen vom Haken zu lösen - und den wollte die Möwe fressen. Als ich näher komme gerät sie natürlich noch mehr in Panik. Ich muss aufpassen, dass ich mich bei ihrem Gezappel nicht noch
selbst anhake. Ich packe die Möwe in einem günstigen Moment und halte ihre Flügel zusammen. Dass sie meinen Arm mit ihrem Schnabel malträtiert versteht sich von selbst (aua!), ich lasse sie trotzdem nicht los. Ein Tuch über die Augen und sie wird ruhiger. So kann ich sie samt Angel mit nach oben zum Haus nehmen. Ich rufe meinen Mann und er entfernt vorsichtig den Haken, der Gott sei Dank nur ganz oberflächlich drin ist. Als ich sie hinsetze und das Tuch entferne schaut sie mich nochmals "vorwurfsvoll" an, bevor sie davon fliegt. Ich schaue an mir runter - der ganze Schlafanzug versaut... so, umziehen und den kalt gewordenen Kaffee trinken (nicht lecker!).
Es ist um 10 Uhr bereits 25 Grad - was kann man bei strahlend blauem Himmel und Hitze tun, außer an den Badeplatz zu laufen? Dort treffen wir die üblichen Verdächtigen (Norweger), die uns freundlich grüßen und einer spricht uns auf Deutsch an. Wie wohl so viele Norweger hat er das in der Schule gelernt. 
Mein Sohn sagt übrigens, dass in Norwegen lauter nette Leute leben: immer wenn er jemandem auf einem Boot winkt, winkt der zurück :-)
Heute werden es 30 Grad und unsere Wasserratten sind unersättlich. Man gewöhnt sich wirklich schnell an das kalte Wasser - dadurch, dass hier der Fluss in den Fjord mündet, ist es noch ein bisschen kälter als an anderen Stellen. Man muss sich einfach nur bewegen, dann passt das schon. Der Fjord sieht heute wieder aus, wie ein spiegelglatter See, kein Lüftchen regt sich - es erinnert mich tatsächlich an Sommerurlaube im Süden. 
Nach ein paar Stunden wird es uns zu heiß, außerdem müssen wir in Balestrand noch einkaufen - der Kühlschrank ist gefährlich leer! 
Nach unserem Einkauf laufen wir wieder rüber zum Vikingertreff und freuen uns über die leckeren und großen Portionen. Beim Eis essen schlendern wir nochmals zum Kviknes Hotel rüber - die Aussicht ist einfach zu herrlich! Er hatte schon Recht, der Wilhelm, hier Urlaub zu machen! Gemütlich machen wir uns auf den Heimweg. Um diese Uhrzeit wird durch die etwas schräg stehende Sonne die Landschaft in ein ganz besonderes Licht getaucht... skandinavischer Sommer - einfach unglaublich schön!

 

Montag, 29.07.19
Wie durch ein Wunder stehen die Kinder gerade heute, wenn wir eine Tagesausflug machen möchten (ca. 2 Stunden einfache Fahrt), früher auf als die letzten Tage und so schaffen wir wie geplant die Fähre um 10 Uhr nach Vangsnes. In Vik möchten wir nochmals zur Sicherheit tanken... doch sieh einer an: Das Benzin an der Tankstelle ist leer. Die nächste Tankstelle über das Vikafjell in Vinje ist 50 km entfernt... was sagt uns das mal wieder: wenn du in Norwegen tanken kannst, dann tu es! Wir fahren über das Vikafjell - es ist soooo herrlich hier oben - diese karge Weite, überall Grün, dazwischen die grauen Felsen und blauen Seen, tiefenentspannte Kühe total gechillte Schafe und dazu scheint auch noch die Sonne - fast nicht zum Aushalten, so schön ist das!
In Vinje wird getankt, wir nehmen noch etwas ungesundes Fast Food zu uns und nach weiteren 20 Minuten stehen wir dort, wo wir hin wollten: in Gudvangen im Wikingerdorf. Leider dürfen Hunde nicht mit rein, mein Mann bleibt draußen und ich erkunde mit den Kindern das Dorf. Die Häuschen mit den Grasdächern und Holzzäunen sind total schön angelegt, unterschiedlichste Handwerke werden gezeigt und es ist interessant, dabei zuzusehen. Ein Schuster fertigt gerade einen Schuh, in und vor der Schmiede wird gehämmert und das Eisen ins Feuer gehalten, weiter hinten wird gewebt, gekocht und andere Handarbeiten ausgeführt. Wer möchte kann Bogenschießen oder auch Axtwerfen selbst ausprobieren. Man kann an einer Führung teilnehmen, hätte ich auch gerne gemacht, aber mit den beiden Kindern macht das keinen Sinn - die wollen verständlicherweise laufen, erkunden, anfassen, ausprobieren und nicht jemandem zuhören, der in einer Fremdsprache (Englisch) redet... Nach einer Stunde tauschen mein Mann und ich - er darf rein und ich schnappe mir draußen den Hund und gehe spazieren. Zunächst laufe ich am Fluss entlang zum Hafen - er sieht schon toll aus, der Nærøyfjord an dieser engen Stelle, die Felswänden steigen an beiden Seiten steil auf. Winzig klein kommt man sich vor. Komischerweise sitze ich hier ganz alleine, die meisten Touristen kommen hier nur mit den Fjord-Sightseeing-Schiffen an oder fahren damit ab - wenn so eine Fähre ankommt ist das 100-Seelen-Örtchen vollkommen überfordert und die einzige Straße hoffnungslos verstopft. 
Ich gehe mit Hundi am Fluss zurück, unter der Straße durch und weiter ins Tal hinein - hier ist dann wirklich niemand und ich finde noch eine Stelle am Fluss, an der der Hund baden kann. 
Gemeinsam fahren wir dann alle um 16 Uhr zurück, wieder über das Vikafjell (ich kann mich immer noch nicht satt sehen) zurück nach Hause.
Daheim wird das leckere Fisch-Filet gegrillt und später kommt Helge, der Vermieter noch vorbei - endlich lernen wir ihn mal kennen. Ein sympathischer Kerl, mit dem wir auf der Terrasse noch ein Weilchen schwätzen.
Mein Mann macht noch eine kleine Bootstour ohne Angelerfolg, aber egal... alleine Bootfahren macht Spaß und entspannt
:-)

 

Dienstag, 30.07.19
Den heutigen Tag wollen wir einfach nur gaaaanz faul sein, wir schlafen lange, frühstücken ausgiebigst, die Kinder spielen drinnen und draußen, es sind angenehme 24 Grad, ein Sonne-Wolken-Mix am Himmel... es ist einfach nur gemütlich und wir genießen diese Faulheit. Wir schaffen es tatsächlich auf der Terrasse in den Sonnenstühlen zu liegen, während die Kinder malen und toben. Die letzten Tage war es für eine Bootsfahrt einfach viel zu warm... es sei denn man möchte sich wie ein Grillhähnchen fühlen - auf dem Wasser im Boot wird es so heiß, dass man anfängt zu bruzzeln! Heute möchten wir aber unbedingt wieder raus fahren. Bis wir loskommen ist es knapp 14 Uhr. Wir fahren hinaus auf den Fjord und das erste Mal haben wir tatsächlich Wellengang. Die Kinder finden das Geschaukel total witzig (halten aber sicherheitshalber die ganze Zeit Händchen ;-). Wir brauchen mit Gegenwind (und Gegenwellen) ziemlich lange, bis wir an der gewünschten Stelle sind, dort versuchen wir zu angeln. Die Betonung liegt auf "versuchen" ... denn in kürzester Zeit sind wir so weit weg gedriftet, dass das überhaupt keinen Sinn macht. Außerdem ziehen von Dragsvik her dunkle Wolken auf und der Wind nimmt zu - für uns das Zeichen zum Aufbruch! Es geht immer so schnell mit dem Wetterwechsel, das sollte man nicht unterschätzen. Und so kommt es, dass kurz nach uns auch die dicken Wolken am Ferienhaus ankommen. Keine 10 Minuten später beginnt es heftig zu regnen und sogar zu donnern! Zu Hause machen wir es uns gemütlich, der Vorteil an diesem Haus ist die überdachte Terrasse, sodass man wunderbar auch bei Regen draußen sitzen kann. Wir basteln, lesen und spielen den restlichen Nachmittag. Es hat sich so richtig eingeregnet und man kann förmlich zuschauen, wie die Wasserfälle auf der gegenüberliegenden Fjordseite wieder anschwellen. Dieser Regen ist total beruhigend. Nach der üblichen Abendbootsfahrt meines Mannes können wir Dank Überdachung noch entspannt dem Plätschern und Rauschen bei einem Gläschen Sekt auf der Terrasse lauschen
:-)

 

Mittwoch, 31.07.19
Rainer, der Regen (so hatten wir mal vor Jahren in einem sehr verregneten Sommerurlaub in Norwegen den Regen getauft) ist über Nacht geblieben und ihm habe ich es zu verdanken, dass das Rauschen des gegenüber liegenden Wasserfalls sehr kräftig geworden ist. Richtig toll sieht er wieder aus, der Fossen - und er hat über Nacht drei kleine Geschwisterchen bekommen. Bei so einem Wetter kann man gar nicht anders, als gemütlich!! Deshalb sitze ich diesmal morgens mit Kuscheldecke draußen und trinke mein Tässchen Kaffee. 
Erst mal muss der Hund noch raus - eingepackt in Regenklamotten mache ich mich auf den Weg - ich liebe Regenspaziergänge! Als ich die "Hauptstraße" entlang gehe, kommen aus jeder Ritze des Hangs Bächlein geflossen, es sprudelt, rauscht und blubbert von überall her.
Nachdem wir uns beim Frühstück mal wieder so richtig viel Zeit gelassen haben, machen wir uns erneut auf den Weg nach Balestrand. Unterwegs sehen wir von allen Bergen zahlreiche neue kleine Wasserfällchen fließen, die sich wie Adern vom Berg herunterziehen, es sieht toll aus. Da es ja heute eigentlich nur regnet, haben wir beschlossen, das Aquarium in Balestrand zu besuchen. Hier werden ausschließlich im Sognefjord heimische Arten gezeigt. Es ist ziemlich düster bei den Aquarien, am Eingang bekommt man eine Taschenlampe und es liegen Mappen in verschiedenen Sprachen bereit, die erklären, was in welchem Becken zu sehen ist. Es ist sehr interessant, ich finde es aber schade, dass die Scheiben der Becken nicht gerade sauber sind und man kaum etwas erkennen kann. Wir geben uns alle Mühe, die angekündigten Fische zu finden, was uns nicht immer gelingt. Am meisten beeindruckt sind die Kinder vom großen Hummer, der gerade etwas frisst. 
Nach diesem Besuch kaufen wir noch kurz ein, laufen dann rüber zu Gekkens Restaurant und essen etwas. Mit sehr gefüllten Bäuchen brauchen wir einen Verdauungsspaziergang und laufen mit Rainer zusammen nochmals zur Sankt Olaf’s Kirche. Von dort aus geht es weiter Richtung Badeplatz und danach zum Hügelgrab von König Bele mit Statue, ein Geschenk Kaiser Wilhelms II. Direkt daneben befindet sich ein Grabhügel aus der Wikingerzeit. Auch bei Regen hat das kleine Örtchen mit seinen Holzstegen und -häusern, mit seinen Blumen, Obstbäumen und 1a gemähten Rasen seinen Charme (außer natürlich die bereits erwähnte architektonische Fehlplanung).
Wir machen uns mit Rainer auf den Heimweg ... der Fv 13, der von Balestrand nach Vetlefjorden führt, ist stellenweise - wie so viele norwegische Straßen - eng, kurvig und unübersichtlich. Jetzt mit Regen und nasser Fahrbahn sollte man meinen, dass alle hier langsamer und vorsichtiger fahren. Wir fahren gerade langsam um eine uneinsichtige Kurve, sehen eine LKW mit Anhänger entgegen kommen und bleiben an einer etwas breiteren Stelle stehen. Ich weiß nicht, wohin der Fahrer gerade geschaut hat, aber wohl nicht auf die Straße - er bremst viel zu spät... vor lauter Schreck macht er eine (unnötige) Vollbremsung, der Anhänger gerät ins Schlingern, zieht die Zugmaschine kurz mit und kippt dann um - der Laster hängt mit dem Hinterteil in der Luft, der Anhänger liegt im Hang in den Obstbäumen. Niemandem ist etwas passiert. Der (sehr junge) Fahrer telefoniert und die entgegen kommenden (norwegischen) PKWs fahren langsam vorbei - neben dem Laster ist zur Leitplanke gerade noch so viel Platz, dass Autos vorbei fahren können. Wohnmobile und Co haben keine Chance. Nachdem wir uns vom Schock erholt haben, fahren auch wir vorbei. Der Stau wird immer länger und ich bin heilfroh und dankbar, dass wir diesem LKW nicht direkt in der Kurve begegnet sind, dann wäre das womöglich nicht so glimpflich ausgegangen. Das zeigt mal wieder, dass man diese Straßen nicht unterschätzen darf! "Daheim" beginne ich (leider) schon mal damit, die ersten Dinge zu sortieren und zu packen. Bei prasselndem Regen lese ich passend zu nordischen Gefilden eine Pippi Langstrumpf Geschichte nach der anderen vor. 
Gegen Abend verabschiedet sich Rainer, das Meer liegt total ruhig da und nach dem Abendessen sticht "die Crew" nochmals in See, so kann ich zumindest für ein Stündchen die Ruhe auf der Terrasse genießen.

 

-- Im Nachhinein haben wir übrigens von unserem Vermieter erfahren, dass die Straße für 5 (!) Stunden gesperrt war - und dass es hier schon öfter mit sehr jungen LKW-Fahrern schlimme Unfälle gegeben hat. --

 

 

Donnerstag, 01.08.19
Ein letzter entspannter Morgen, an dem ich in Ruhe auf der Terrasse sitzen kann. Morgen müssen wir uns schon wieder auf den Heimweg machen. Unglaublich - sind wir nicht gerade angekommen? Eben erst so richtig eingewöhnt, sollen wir wieder fahren... die Kinder sagen, sie sind traurig und fragen, ob wir nicht mal 6 Wochen in Norwegen bleiben können.
Es ist jedenfalls ein herrlicher Morgen, ich schaue zu, wie die Sonne immer weiter von den Bergen herunter wandert bis sie den Fjord berührt. Ich genieße nochmals ganz bewusst diese Ruhe, die Berge, den Fjord. 
Es wird ein ausgedehntes Frühstück / Brunch, müssen wir doch den Kühlschrank noch leeren. Bevor wir danach ans Packen denken, möchten wir noch eine letzte Bootsfahrt machen. Die See ist total ruhig, die 22 Grad total angenehm, wir genießen die Fahrt und nochmals in vollen Zügen die Landschaft. Da wird man schon wehmütig... immerhin müssen wir dann ein ganzes Jahr warten, bis wir wieder mit einem Bötchen durch die Fjorde schippern können. Daheim angekommen geht das große Packen los. Die Kinder malen, basteln und toben auf dem Rasen. Und später wollen sie sogar noch putzen und fegen. Kein Problem, so etwas gebe ich gern aus der Hand ;-)
Mit einem schönen Abendessen auf der Terrasse mit Fjordblick schließen wir unseren Aufenthalt hier schweren Herzens ab. Als die Kinder im Bett sind, müssen wir endlich mal die angebrochene Flasche Sekt leeren - wir trinken definitiv zu wenig Alkohol (eine Flasche für den ganzen Urlaub…)!

 

Freitag, 02.08.19
Wider Erwarten läuft morgens alles wie geschmiert, keiner trödelt beim fertig machen, frühstücken und restlichen Packen. Helge kommt vorbei, um die Übergabe zu machen und schwups - um halb zehn sind wir wie wir es uns vorgenommen haben, on the road. Zunächst nehmen wir die Fähre von Dragsvik nach Hella und fahren dann zur nächsten Fähre, die von Manheller nach Fodnes übersetzt. Hier sagen wir schon mal den Fjorden Adieu. Das fällt ziemlich schwer bei diesem norwegischen Bilderbuchwetter... zum Verzweifeln schön ist es.

Jetzt geht es weiter bis Borgund - den Kindern habe ich eine "Drachenkopfkirche" versprochen: Hier ist sie! 2012 wann wir schon einmal hier - es gibt ein riesiges Besucherzentrum mit einem sehr kleinen und übervollen Parkplatz. Wir laufen zur Kirche und wollen hinein - da sagt das Mädchen am Eingang, die Karten gebe es im Besucherzentrum. Ich muss wohl total ehrlich geschaut haben, denn sie gibt mir die Karten und bittet mich, danach im Besucherzentrum zu bezahlen, wenn ich wieder zum Auto zurück gehe - total lieb. Wir gehen also rein und ich versuche den Kindern die Stabkirchenbauweise näher zu bringen, was in Borgund ja wunderbar anschaulich ist. Nachdem ich auf dem Rückweg bezahlt habe (ich würde ja nie einen Norweger über's Ohr hauen) fahren wir nun weiter die E16 Richtung Campingplatz. Zufällig kommen wir auch in Øye an der Stabkirche vorbei, die aber leider geschlossen ist. Durch abwechslungsreiche Landschaft geht die Fahrt weiter, Wälder, Seen, Flüsse, Wasserfälle, schöne Häuser und Kirchen sehen wir am Wegesrand. Um 16 Uhr kommen wir schließlich auf dem Campingplatz Etna an. Eine Hütte (mit Bad) hatte ich reserviert, hier kann man sich auch Bettwäsche leihen, was wir auch tun, sonst müssten wir wieder viel zu viel aus- und morgen früh wieder einpacken. Mein Mann geht mit den Kindern auf den Spielplatz und ich fahre mit dem Hund zum 5 Minuten entfernten Møllerstufossen. Hier gibt es einen kleinen Wasserfall und 6000 Jahre alte Felszeichnungen, die ich mir anschauen möchte. Leider ist hier relativ viel los - die Einheimischen nutzen die schönen glatt geschliffenen Felsen als Badeplatz, also schaue ich mir das nur kurz an und fahre dann zum nächsten Parkplatz, um von dort aus mit dem Hund eine Runde zu laufen.
Wieder auf dem Campingplatz essen wir noch Eis, die Kinder spielen und wir essen gemütlich auf dem Minibalkon der Hütte zu Abend. Immer wieder spitzele ich rüber zu der großen Wiese neben dem Campingplatz... die Hoffnung stirbt zuletzt, dass irgendwann mal ein Elch auftaucht.

Samstag, 03.08.19
Es ist ein wunderschöner Morgen, der Wecker geht um 7 Uhr und alle morgenmuffeln vor sich hin - außer ich und der Hund ... und da der frühe Vogel mit dem Wurm mein Freund ist, gehe ich schon mal spazieren. Keiner auf dem Campingplatz ist wach, das Gras ist noch feucht, die Sonne scheint, herrlich ruhig ist es ... die frühen Morgenspaziergänge sind die besten.
Nach dem Frühstück auf unserem Balkönchen helfen alle mit und um kurz nach 9 sind wir auf dem Weg nach Oslo. Um 12 Uhr kommen wir auf Bygdøy an und machen noch einen kurzen Spaziergang. Dann geht es rüber zum Colorline Check-in. Wir müssen heute sehr lange warten und sind tatsächlich das viertletzte Auto, das auf die Fähre fährt. Den Hund bringen wir noch in seine Box, dann suchen wir unsere Kabine. Als ich mal genau auf die Karte schaue, werde ich stutzig. Da steht Suite für 2 Personen... sollte das etwa heißen... ach nein, 2 Mal passiert das nicht hintereinander. Wir laufen zur Kabine... doch, es ist wahr: wie letztes Jahr haben wir ein Upgrade zur Riesenkabine mit Erkerfenster bekommen!! Wahnsinn!! Wir machen es uns gemütlich - was hier wirklich nicht schwer fällt und fühlen uns gleich sauwohl! Vom letzten Jahr wissen wir ja, dass wir uns Früchte bestellen können (was wir auch tun) und dass das Bett abends vom Zimmerservice aufgebaut wird. 
Die Kinder haben nicht vergessen, dass wir Ihnen bei der letztjährigen Fahrt versprochen hatten, auf der Fähre schwimmen zu gehen. Die Badesachen haben wir eingepackt und um halb drei, kurz nach Abfahrt, planschen wir im Aqualand. Für Erwachsene nicht wirklich zu empfehlen, aber für Kinder ist das okay: ein rundes Becken mit Strömung, 2 Rutschen und 2 Whirlpools – das war’s. Es ist übrigens schon lustig, die Ausfahrt aus dem Oslofjord aus dem heißen Whirlpool heraus zu beobachten, während die Leute draußen in Fleece-Pullis vom Winde verweht werden ;-) Unsere beiden Zwerge haben jede Menge Spaß und bald ist die maximale Aufenthaltsdauer von 2 Stunden erreicht. Danach schlendern wir durch's Schiff, besuchen den Hund, die Kinder wollen unbedingt kurz in die „Kid's Corner“ und wir stellen uns gegenüber schon mal in die Warteschlange bei der Pizzeria. Nach dem gemütlichen Essen schauen wir noch im Taxfree Shop und auf dem Sonnendeck vorbei, das man auch in "Winddeck" umbenennen könnte ;-) Die Kinder rennen auf dem riesigen Hubschrauberlandeplatz umher - hier hinten ist man fast alleine. Um halb neun können wir nochmals zum Hund, dann ist es auch schon Zeit für die Kinder, ins Bett zu gehen. Wir gönnen uns noch ein kleines Weinchen aus der Minibar. 
Irgendwie schlafe ich auf Schiffen immer wunderbar - ich mag dieses sanfte Geschuckel.

 

Sonntag, 04.08.19
Was bleibt hier noch zu schreiben? Aufwachen in der phantastischen Kabine, ein bisschen vom Erkerfenster aus das Meer beobachten, super lecker im Titanic-Raum direkt am Fenster bei Sonnenschein frühstücken... und die längste staubelastete Autofahrt unseres Lebens hinter uns bringen. Bis auf die unnötig lange Autofahrt war das mal wieder ein super Urlaubsabschluss.

 

 

 

Fazit: Auch der Sognefjord mit seinem abgelegenen und ruhigen Fjordarm Vetlefjord ist ein absolut wiederholenswertes Ziel für uns - wir können als Familie so gut entspannen, loslassen, durchatmen und die Seele baumeln lassen. Vi elsker dette landet.