Vorgeplänkel:
Vor knapp 1 1/2 Jahren schon hatten wir unseren Aufenthalt auf Varalsdøy gebucht, da wir unbedingt zusammen mit unseren Freunden Ferien auf „unserer“ Insel machen wollten. Seit Monaten redeten wir schon davon … und dann kam Corona! Das Virus, das von einem auf den anderen Tag alles veränderte. Für Kleinunternehmen, wie wir eines sind, ist dies eine besonders schwere und herausfordernde Zeit - die Sorge um die Existenz frisst einen auf. Während andere in Kurzarbeit gehen, müssen wir mehr arbeiten, um die Firma am Leben zu erhalten und so ganz nebenbei Homeschooling und „Homekindergarding“ praktizieren. Hätte man mir vorher gesagt, dass ich das alles schaffen soll - ich hätte gesagt: unmöglich! In Krisenzeiten wächst man zwar über sich selbst hinaus, geht über seine Grenzen, aber man funktioniert nur noch, manchmal kam ich mir in dieser Zeit vor wie ein Zombie!
Umso mehr rückt unser Jahresurlaub in den Fokus, er ist wichtiger denn je, um unsere Akkus aufzuladen, deren Warnleuchte seit Wochen schon auf dunkelrot steht! Wir müssen raus hier, weg von der Firma, weg von den Sorgen, etwas anderes sehen - durchatmen, die Seele endlich mal wieder baumeln lassen und den Moment genießen ...
Die Wochen vor dem Urlaub, die sonst immer von immenser Vorfreude geprägt sind, ziehen sich dieses Jahr mit dieser Ungewissheit wie Kaugummi. Wir sind nicht gelassen wie sonst, sondern irgendwie nervös, trauen uns gar nicht, uns zu freuen, weil wir nicht zu enttäuscht sein wollen. Am 10.7. trifft die norwegische Regierung die Entscheidung, ob die Grenzen für uns geöffnet werden. Die Kinder wollen unbedingt nach Norwegen - genau wie wir – also lassen wir uns auf den Krimi ein: fahren wir oder fahren wir nicht? Diesmal werden nicht die Tage bis zum Urlaub, sondern die bis zum 10. Juli rückwärts gezählt. Sogar im Kalender hat mein Sohn diesen Tag rot markiert.
Am 10. Juli dann die erlösende Nachricht: wir dürfen einreisen. Es macht einen lauten Rumms (das ist der dicke Stein, der mir vom Herzen fällt), den restlichen Tag renne ich mit Dauergrinsen umher. Endlich kann die Vorfreude, die einfach zum Urlaub dazu gehört, beginnen.
Erwartet von diesem Bericht nicht zu viel: Aufgrund von Corona haben wir auf einige Ausflüge verzichtet, wir waren meist auf „unserer“ Insel – ich hoffe, es wird euch nicht zu langweilig…
Am 23.7. fahren wir endlich gegen 21 Uhr in der Pfalz los - mit mehreren Stopps zum Schlafen, Essen und Sich-die-Beine-vertreten kommen wir in Norddänemark um 13 Uhr an. Unser diesjähriges Ziel ist die Tornby Klitplantage, ein Waldgebiet, das zwischen 1910 und 1930 als Küstenschutzpflanzung entstand (um Flugsand zu verhindern). Eigentlich wollten wir dort das angepriesene Wikingerdorf, das total schön angelegt im Wäldchen liegt, besuchen ... wegen der herrschenden Corona-Auflagen können wir es allerdings nicht betreten. Egal, auch der restliche Wald dort ist richtig märchenhaft, wir machen einen Spaziergang im Nieselregen, treffen auf Hunderte von Baby-Erdkröten und finden geschnitzte Drachen- und Wolfsköpfe im Wald mit einem kleinen Balance-Parcours, den die Kinder mehrfach durchlaufen. Die Nacht im Auto hat uns nicht sonderlich viel Schlaf beschert, so suchen wir uns an der Waldstraße noch ein Plätzchen, parken und schlafen tatsächlich alle nochmal ein. Die restliche Zeit verbringen wir wieder bei (inzwischen) herrlichstem Sonnenschein am phantastischen Sandstrand ... so schmeckt Urlaub - wir sind alle jetzt schon tiefenentspannt :-)
Die „Bergensfjord“ ist nur halbvoll, Abstand halten ist somit kein Problem, überall stehen Desinfektionsmittelspender bereit… Die Abfahrt läuft wie immer reibungslos und wir schlummern hundemüde schnell in unserer Kabine ein.
Samstag, 25.7.20
Auf Schiffen kann man so wunderbar schlafen - deshalb tun wir das auch alle (für unsere Verhältnisse) ziemlich lang und trödeln vor uns hin. Um kurz nach neun holen wir Hundi aus dem „Hotel“, genießen noch die Sonne auf dem Hubschrauberlandeplatz und bringen kurz vor zehn Gepäck und Hund ins Auto. Dann gehen wir endlich mal frühstücken - ich freue mich schon total auf‘s Rührei... doch aufgrund der Corona-Hygienemaßnahmen ist das Buffet auf ein Minimum reduziert. Der Frühstücksraum ist fast leer, wir lassen uns das etwas dürftige Frühstück schmecken und genießen die sonnige Fahrt Richtung Bergen draußen auf Deck. Wir fühlen uns alle total gut und sind soooo dankbar, dass wir diese Reise machen können.
Pünktlich landen wir in Bergen an, „verzollen“ den Hund und fahren auf dem schnellsten Weg raus aus der Stadt - Ziel: unsere Insel. Unsere Freunde sind bereits am Vorabend angekommen. 28 Tunnel später schaffen wir nach einem Turbo-Einkauf im Supermarkt (= schnappe das aller-aller Nötigste in 5 Minuten) die Fähre um 14.45 Uhr (sonst hätten wir über 1 1/2 Stunden warten müssen) und kommen kurze Zeit später überglücklich an unserem Ferienhaus an. Auf der Fähre bezahlt man derzeit übrigens nicht direkt: kontaktlos wird das Nummernschild abfotografiert. Wir packen nur schnell alles aus dem Auto, eingeräumt wird nichts - das Wetter ist definitiv zu schön dafür! Wir wollen raus auf‘s Wasser!
Bei aller herrlichstem Sonnenschein fahren wir quer über den Fjord zu meinem Lieblings-Wasserfall, dem Furebergfossen. Von der Seeseite ist er einfach oberherrlich anzusehen und so habe ich natürlich nichts dagegen, dass mein Mann hier die Angel auswirft ... während der Angelei habe ich die ganze Zeit den Fossen im Blick und im Gehör :-) So ganz nebenbei fängt mein Mann einen beachtlichen Pollack! Wir tuckern noch etwas herum und genießen die Sonne. Wieder daheim rennen unsere Kinder mit den Kindern unserer Freunde drauf los und wir sitzen gemütlich auf der Terrasse. Von den vier Kindern kommen aber nur drei zurück - der Jüngste (Sohn unserer Freunde) fehlt. Wir rufen und suchen wie verrückt, meine Freundin ist verständlicherweise total aufgelöst. Nach einer knappen halbe Stunde des Horrors findet ihn sein Papa: der Zwerg wollte nach Hause, ist aber den falschen Weg einfach weiter gelaufen ... alle sind fertig, aber heilfroh, dass alles nochmal gut ausgegangen ist.
Nichts ist also heute Abend mit gemeinsamen Secco, um auf den Urlaub anzustoßen. Den Abend lassen wir ruhig ausklingen - mein Mann beim Angeln im Regen und ich an meinem üblichen lauschigen Plätzchen - dem Stuhl unter dem kleinen Vordach mit Blick auf mein Lieblingspanorama...
Sonntag, 26.7.20
Geschlafen haben wir wie die Steine... während mein Sohn und ich schon um halb acht wach sind, schnarchen Mann und Tochter noch vor sich hin. Also machen wir Frühaufsteher schon mal einen Spaziergang zu den Schafen. Es gibt wohl so etwas wie ein „Leitschaf“– alle Schafe beäugen uns zunächst nämlich skeptisch, jedoch traut sich keines trotz des ultra-leckeren Löwenzahns, den wir extra gepflückt haben, an uns heran. Als dann „Mama-Schaf“ auf uns zu trabt und aus der Hand frisst, folgen ihm die anderen Schafe ohne Scheu und trauen sich auch zu uns – ganz klar, wer hier der Boss ist!
Daheim werden durch das Tellergeklapper und den Toastbrotgeruch auch die Langschläfer wach, so frühstücken wir gemütlichst um 10. Alle vier Kinder rennen draußen umher (nachdem wir Aufpassregeln festgelegt haben – sowas wie gestern darf nicht nochmal passieren). Mein Mann und ich wagen uns ins Kuh- und Stiergehege - natürlich nur mit vorheriger Absprache mit der Vermieterin. Mit respektvollem Abstand dürfen wir an ihnen vorbeilaufen, jeder unserer Schritte wird jedoch genauestens beäugt! Nach einem gemütlichen Terrassenplausch bei unseren Freunden, landen wir alle nach und nach auf dem „Angelfelsen“, es beginnt zu regnen, doch keinen stört das... reges Treiben herrscht hier: Angeln, keschern, hüpfen, matschen macht auch im Regen Spaß! Drei Dorsche finden den Weg aus dem Wasser zu uns an Land - das Abendessen ist gesichert :-)
Es hat sich so richtig eingeregnet, es regnet wunderbar gerade, sodass ich gemütlich unter dem kleinen Vordach sitzen, die Landschaft und die Stille genießen kann. Den Abend verbringen wir acht gemeinsam ganz gemütlich bei gebratenem norwegischem Frischfisch und Pfälzer Wein. So muss das sein!
Montag, 27.7.20
Es ist spät geworden gestern, also heißt es: Erst einmal in den Tag hinein lümmeln und gemütlich frühstücken.
Um 11.40 Uhr nehmen wir die Fähre nach Årsnes, wir wollen den Steinpark in Rosendal besuchen. Hier hat sich seit unserem letzten Besuch viel getan, ein neues Gebäude mit Café gibt es jetzt dort und für Kinder haben sie Holzboote zum Spielen und eine Baumschaukel angebracht. Er ist toll angelegt, der Steinpark, es gibt überall etwas zu entdecken. So ganz „nebenbei“ gibt es hier auch viele interessante Steine zu begutachten ;-)
Das Café in Rosendal ist leider überfüllt und so gehen wir gleich zum Einkauf über. Da wir noch viel Zeit bis zur Fährabfahrt haben, rollen wir zunächst am Fähranleger vorbei und weiter bis zum Furebergfossen. Er sieht klasse aus und stürzt richtig kräftig die Felsen herunter, es ist herrlich davor in der Gischt zu stehen... nur die Linse der Handykamera ist nicht so begeistert, die meisten Fotos haben nun Wasserflecken. Wenn ich daran denke, wie er im dürren Sommer 2018 da herunter „gekleckert“ ist, so ist das nun eine wahre Freude, ihn so prächtig zu sehen!
Wieder daheim angekommen, steigen wir mit drei der vier Kinder nochmal ins Bötchen, die Kids haben vor allem Spaß bei Vollgas („du kannst Stoff geben, Papa“). Alle wollen mal angeln, doch keiner der Zwerge hat Erfolg. Da muss wohl „Muddi“ ran, ich schnapp mir die Angel und fange einen schönen Dorsch für‘s morgige Grillen :)
Wieder daheim bereite ich den restlichen Fisch von gestern zu, während mein Mann meinen Fang ausnimmt und filetiert. Leider essen meine Kinder Fisch nur in rechteckiger Form mit brauner Pampe drum herum (sprich Fischstäbchen)... man kann ihnen noch so oft sagen, dass dies der gleiche Fisch ist.
So wie wir in den Tag hinein gelümmelt haben, lümmeln wir auch heraus. Das Schöne und unheimlich Entspannende ist, dass hier Zeit keine Rolle spielt. Da es so lange so hell ist, merkt keiner, wie spät es ist, und auch wenn wir daheim immer feste Zeiten für die Kinder für’s Zubettgehen haben, schauen wir hier nicht auf die Uhr ... Das ist Urlaub :)
Dienstag, 28.7.20
Lümmeln wird zum Tagesprogramm :) Zumindest für die restliche Familie - ich gehöre ja eher zu den Frühaufstehern und genieße meine Zeit alleine auf der Terrasse... ich, mein Hund und mein Kaffee mit Blick in die grandiose Natur. Es könnte kaum besser sein.
Der Himmel ist wolkenverhangen und es nieselt vereinzelt. Diese Stille ist einfach herrlich. Einzige Geräusche sind Wellenplätschern, Möwengekreische, das Blöken eines Schafes oder das Muh von Kuh Josefine...
Nachdem mein Mann joggen war (wie kann man nur?) und wir ausgiebig gefrühstückt haben, fahren wir kurz zum Inselkaufmannsladen, um Garnelen zu kaufen. Kurz ist natürlich relativ, wenn der einfache Weg über 20 Minuten dauert ... aber wir haben ja Zeit :)
Während die Kinder draußen toben, nutzen wir die Gelegenheit, uns auf der Terrasse auszustrecken und nichts zu tun. Die neuen Gartenmöbel sind bequem und wie schon so oft erwähnt (aber ich kann‘s nicht oft genug sagen): Das Panorama ist einfach oberherrlich.
Zum Kaffee schlendern wir zu unseren Freunden rüber. Schnell wird beschlossen, vom Ufer aus zu Angeln und ich mache mich auf die Mission „Höhle suchen". Das verbinde ich natürlich mit einem Hundespaziergang. Irgendwo am hinteren Strand kurz vorm Wald (alles noch Lailas Grundstück) soll eine Höhle sein... leider finde ich sie nicht – dafür werde ich aber bei der Suche mit phantastischen neuen Ausblicken belohnt!
Ich möchte zurück laufen und muss dabei durch das Schafgehege durch. Zwei aufmüpfige Schafe stellen sich uns in den Weg. Bei meinem gestrigen Gespräch mit Laila habe ich erfahren, dass ein paar von den großen Schafen auch gern mal ihren Hund attackieren. Sehr beruhigend, da gerade zwei richtige Brocken von Schafen vor uns stehen. Mein Hund kurz vorm Durchdrehen, die Schafe fixieren uns und ein durchdringend tiefes Blöken ertönt (sowas hab ich vorher aus einem Schafsmaul noch nie gehört). Ich rede ruhig auf die Schafe ein, doch sie bewegen sich keinen Millimeter. Das Blöde ist: sie stehen genau vor dem Tor, durch das ich hindurch muss. Ich muss tatsächlich ein ganzes Stück zurück gehen, damit die Schafe ein Einsehen haben und ausweichen, um passieren zu lassen.
In der Zwischenzeit (ich war zwei Stunden weg) hat die Gang daheim einen Fisch nach dem anderen aus dem Wasser gezogen. Das wäre nun genug für alle zum Grillen - da das Ausnehmen aber so lange dauert, ändern wir den Plan und verschieben das Grillen auf morgen.
Nach dem Abendessen wollen wir eigentlich nochmal kurz mit dem Boot raus - die ganze Zeit war die See total ruhig. Als wir mit dem Boot aus der kleinen Bucht raus fahren, werden die Wellen jedoch heftig groß und wir (Landeier) beschließen, nur die Fischreste zu entsorgen und umzukehren. Für heute reicht‘s, die Kinder - und auch wir - schlummern unheimlich schnell ein.
Mittwoch, 29.7.20
Das Wetter ist durchwachsen, manchmal (eher selten) geben die Wolken einen Hauch von Sonne frei. Die Kinder toben mal wieder draußen und ich kann in Ruhe meinen Espresso trinken. Laut Vorhersage soll es noch heftig regnen heute, also nutzen wir die regenfreie Zeit nach dem Frühstück für einen erneuten Boattrip.
Ganz schön windig ist es, ungefähr zwei Stunden schippern wir hin und her und suchen die Fische, die sich heute erfolgreich vor uns verstecken... immerhin gibt es mit Panorama, Wolkenspielen, frechen Möwen und auftauchenden Schweinswalen ständig etwas zu schauen. Die Wolken werden dichter und wandern über die Berge vom Sørfjord zu uns herüber, stärkerer Wind kommt auf und als wir gerade einen heftigen Hänger haben, kommt auch noch ein großes Schiff auf uns zu - eindeutig Zeit für uns, zu verschwinden.
Kaum wieder zu Hause fängt es an zu regnen, der ganze Nachmittag ist ziemlich nass. Schön ist, dass die Kinder trotzdem draußen herum rennen und auch noch den Hund mit der Frisbee bespaßen.
Gegen Abend regnet es dann richtig heftig, mein Mann lässt sich aber vom Grillen nicht abhalten... die Fische von gestern wollen ja schließlich gegessen werden.
Als wir acht so beim Abendessen sitzen, bin ich einfach nur dankbar... uns geht es richtig gut!
Donnerstag, 30.7.20
Meine Güte – wenn ich aus dem Fenster schaue muss ich an den miesepetrigen Wettergott von 2016 denken ... es schüttet aus Kübeln, es geht heftiger Wind und die andere Fjordseite ist hinter dicken Wolken verschwunden. Es soll den ganzen Tag so bleiben und richtig heftig regnen. Ich schaue auf der Wetter-App, ob man irgendwo in der Umgebung auch ohne Starkregen etwas unternehmen kann und werde bei Halsnøy fündig... dort soll es wenigstens nur nieseln und wolkig sein... Auf geht’s. Die Fähre geht wieder um 11.40 Uhr nach Årsnes und um 13 Uhr stehen wir in der Klosterruine von Halsnøy. Wikingerhäuptling Erling Skakke (Erling der Schiefe) errichtete dieses Kloster 1164. Das Augustiner-Kloster wurde eines der mächtigsten Kloster in diesem Teil des Landes. Meine Kinder sind wenig begeistert, sie sagen, die Burgruinen bei uns in der Pfalz sind viel toller (ganz schön verwöhnt sind sie!). Durch die gepflegte Anlage schlendern wir bis runter zum Meer, alles ist schön angelegt. Aufgrund des Desinteresses der Kinder bleiben wir aber nicht lange hier. Dafür wird die Familie von mir zu einer Kurzwanderung genötigt: Toftåsen. Wir finden den Startpunkt ohne Probleme und laufen los. Da es gleich steil bergauf geht, wird natürlich gemosert (von allen zweibeinigen Mitläufern – der Hunde findet es toll!). Dummerweise hängen die Wolken auch noch so tief, dass wir nicht einmal eine schöne Aussicht haben, als wir oben ankommen und den Holzaussichtsturm besteigen ... böse Mama... Wie gut, dass ich Gummibärchen zur Bestechung dabei habe. Wir gehen den Rundweg weiter und ich ziehe erneut den Groll der gesamten Familie auf mich: Der Weg wäre in Deutschland wohl als „Klettersteig“ ausgewiesen worden. Der Abstieg über die nassen, rutschigen Felsen ist nur durch Abseilen an den dafür vorgesehenen Seilen möglich - und das nicht nur an einer Stelle, sondern über ein paar hundert Meter am Stück. Das stand aber nicht mal ansatzweise in der Wegbeschreibung!
So wird die Kurzwanderung zum Abenteuer und meine Kinder sind am Ende dann doch mächtig stolz auf sich, dass sie das geschafft haben. Ein kleiner schöner Blick auf die umliegenden Inselchen wird uns beim Abstieg zwischendurch auch noch beschert. Die fetten Burger auf dem Rückweg an der Tankstelle haben wir uns redlich verdient.
Es ist knapp 18 Uhr, als wir wieder im Ferienhaus ankommen, der Sohnemann kann es kaum erwarten, die Angel auszuwerfen. Er angelt seine erste Makrele ganz alleine - auswerfen, kurbeln, an Land holen mit dem Kescher... er ist stolz wie Oskar, ganz ohne fremde Hilfe!
Freitag, 31.7.20
Welch ein Start in den Tag - wunderschöne Wolken- und Lichtspiele auf dem Fjord und am Himmel, unglaubliche Ruhe... dazu kommt, dass die Kinder lange schlafen und ich den Espresso ganz in Ruhe auf der Terrasse in der Sonne sitzend schlürfen kann. Gefrühstückt wird bei diesem Traumwetter natürlich draußen. Die Wolken verziehen sich immer mehr, bis sie nur noch als hauchdünne Streifen am Himmel zu erkennen sind.
Natürlich schreit dieses Wetter mit Windstille nach einer Bootsfahrt, wir wollen heute nicht angeln, sondern einfach drauf los fahren, so schauen wir uns mal „Bullerbü“ und den Badeplatz von der Seeseite aus an. Es ist einfach nur toll bei strahlendem Wetter hier herum zu tuckern.
Wieder daheim packen wir die Sachen zusammen, um an den Badeplatz zu fahren - es ist zwar nicht brüllend heiß, aber immerhin satte 24 Grad, in der Sonne gefühlt mehr. Es hatten noch einige Norweger dieselbe Idee wie wir, die Bänke sind besetzt und so machen wir es uns auf einem Felsen am Rande gemütlich. Die Maus will unbedingt gleich baden, also opfere ich mich und gehe mit. Da Ebbe ist, kann man extrem weit hinein laufen, es ist schweinekalt das Wasser. Während meine Tochter noch unschlüssig ist, ob sie nicht doch umkehren will, tauche ich einfach unter und fühle mich wieder 20 Jahre jünger mit eiskalt gestraffter Haut. Herrlich das Wasser... wenn man denn mal drin ist! Also planschen wir beide ein Weilchen im kühlen Nass.
Uns fallen die herumliegenden Kanus auf - stehen die etwa allen zur Verfügung? Irgendwie kann man sich das nicht so richtig vorstellen, bei uns wäre solches „Allgemeingut“ gleich geklaut oder kaputt. Umso mehr freuen wir uns, dass uns die Einheimischen bestätigen, dass dies für die Allgemeinheit bestimmt ist. Es macht riiiiesig Spaß, in der Badebucht herumzufahren. Ich bin immer wieder vom Urvertrauen der Nordländer beeindruckt ... und hier funktioniert das auch!
Nach einem zweiten Erfrischungsbad - diesmal wollte auch mein Sohn mit - packen wir zusammen, zu Hause muss noch gekocht werden...
Abends leuchten die Berge wieder in herrlichen Farben, der Himmel verfärbt sich immer kitschiger orange, dann rosa und schließlich rot - ein wunderbarer Abschluss dieses schönen Tages.
Samstag, 1.8.20
Es ist Bilderbuchwetter, die Sonne strahlt nur so vom Himmel! Um halb acht sitze ich im Sonnenschein auf der Terrasse und frühstücke. Heute mache ich meine übliche Tour ... ganz allein ... eben die „Mama-braucht-mal-Ruhe-Tour“!
Kurz vor neun stehe ich am Startpunkt zur Sandvikehorga und beginne die Wanderung durch den Bach (ja, es beginnt wirklich IM Bach). Es gibt keinen Weg, einen erkennbaren Pfad auch nicht. Die gesamte Wanderung verläuft durch Gestrüpp, morastige Wiesen (die nur ab und zu beplankt sind), über glitschige Steine und Wurzeln. Man muss wirklich konzentriert gehen und es braucht Einiges an Trittsicherheit. Die kritischste Stelle (Absturzgefahr) wurde allerdings netterweise durch einen kleinen Umweg entschärft, danach beginnt jedoch ein sehr steiler Anstieg querfeldein, ich versinke teils im Matsch und muss auch stellenweise etwas klettern. Es geht wirklich mitten durch die Wildnis... Gott sei Dank ist alles sehr gut (!) markiert - sonst wäre man hier hoffnungslos verloren. Mein Hundi hat teilweise Probleme die glitschigen Stellen zu meistern, wir finden aber immer irgendeinen kleinen Umweg für ihn, meinen kleinen „Opi“ (unglaublich, aber er ist jetzt schon 9 1/2). Es ist wirklich anstrengend bis zum Gipfel, aber dieser Blick ... er entschädigt einfach für alle Strapazen. Grandios, herrlich, phantastisch ist es hier oben!! Man hat einen 360-Grad-Blick über den Hardangerfjord. Mein kleiner Opi ruht sich aus, legt sich vor das Gipfeltürmchen, schläft und ist auf dem grauen Fels kaum zu erkennen ... Tarnung ist eben alles!
Ich kann mich einfach nicht satt sehen und gönne mir mit 360°-Hardanger-Rundumblick einen Snack. Diese Stille ist einfach unbezahlbar! Gut gestärkt trete ich den Rückweg an. Der steile Abstieg geht ganz schön auf die Knie ... richtig blöd wird‘s, wenn man nach circa 350 Meter Abstieg merkt, dass man die gute Sonnenbrille auf dem Gipfel hat liegen lassen... Also nochmal rauf. Dass ich mir selbst in den Hintern beißen könnte, brauche ich wohl nicht zu erwähnen.
Beim bereits erwähnten steilen Abstieg habe ich tatsächlich ein paar Mal Angst, dass mein Hund abrutscht (ich habe ja wenigstens Hände, um mich abzufangen). Aber er macht das super, wir kommen beide heil wieder unten an. Ich wasche unsere total vermatschten Beine (und meine Schuhe) erst mal noch im Bach ab ... dann schlendern wir zum Auto, das neben einer Rastbank am Svartavatnet steht. Dort setze ich mich ein Weilchen hin und genieße noch einen Moment die Ruhe, bevor ich mich zum Kaufmannsladen der Insel aufmache.
Mittags genieße ich, wieder am Ferienhaus angekommen, bei diesem Bombenwetter noch einen Espresso mit Panorama.
Nach einer kurzen Bootstour mit Angelerfolg (Dorsch und Makrele gingen an den Haken), grillen wir abends noch gemütlich bei unseren Freunden.
Mein Mann möchte später auf seinen Angelfelsen, während ich mich auf die neu angeschafften Gartenmöbel kuschele... einfach Lailas beste Neuinvestition J Ich sitze ja schon immer gern hier draußen bei meinem Lieblingspanorama - jetzt aber eben auch noch oberbequem. Hier lässt sich‘s aushalten.
Sonntag, 2.8.20
Mit schönen Lichtspielen beginnt dieser neue Tag, doch ziemlich bald hat die Sonne keine Chance mehr, durch die immer dichter werdenden Wolken durchzudringen und es beginnt zu regnen. Das Frühstück ist eher ein Brunch - gut gestärkt packen wir uns wetterfest ein (Matschhosen sind einfach eine tolle Sache!) und starten zu unserem Regenspaziergang - Mission: Finde die Höhle!
Zunächst müssen wir das Schafgehege durchlaufen und werden dabei neugierig beäugt (dieses Mal ist wohlwissend der Hund nicht dabei…). Es geht vorbei an Wiesen und ein paar Kieselstränden, hinein in den Wald. Eine grobe Wegbeschreibung hatte mir Laila ja gegeben, aber hier so mitten im matschigen und zugewucherten Wald verliert man schnell mal die Orientierung. Endlich finden wir einen winzigen Pfad, der zum letzten Strand führen könnte und folgen ihm. Bingo, hier sind wir richtig - hier irgendwo, etwas verdeckt hinter Bäumen müsste sie sein ... und tatsächlich - wir finden sie: die Höhle. Stirnlampen haben wir dabei und die Kinder fühlen sich wie Abenteurer, die unbekanntes Terrain erforschen. In der Höhle entdecken wir Wasserbecken mit kristallklarem Wasser, große Spinnen, die ihre Kokons bewachen und Verfärbungen im Stein. Man sieht schnell, dass diese Höhle durch Menschenhand entstand, früher hat man hier nach kupferhaltigem Schwefelkies gesucht. Auf Varaldsøy gab es zwischen 1869 und 1888 sogar Gruben, in denen insgesamt circa 162.000 Tonnen dieses kupferhaltigen Schwefelkieses gefördert wurden.
Nach dem spannenden Höhlenbesuch bleiben wir eine ganze Weile noch am Strand, suchen Steine (die kann man auch wunderbar ins Wasser werfen!) und Schnecken und sind von der Vielfalt des Gesteins fasziniert. Auf dem Rückweg der knapp 5 km langen Tour kommen noch ein paar Schäfchen und kuscheln die Kinder an - sie sind von diesem Tag, trotz des miesen Wetters, einfach begeistert :) So einfach kann man Kinder glücklich machen...
Den restlichen Tag verbringen wir mal draußen, mal drinnen, mit toben, spielen und malen. Es ist einfach gemütlich hier.
Montag, 3.8.20
Die Wettervorhersage für heute ist unterirdisch. Unser Plan ist, noch einmal (wie 2018) ins Hardanger Maritime Center in Norheimsund zu fahren. Die Fähre geht um 11 Uhr, um viertel nach 12 kommen wir am Museum an, es regnet. Den Aktivitätenpfad gibt es wegen der Corona-Auflagen dieses Jahr leider nicht. Die nette Dame am Eingang erklärt uns, dass in den Schiffshallen bei einem Schiff die Restauration im April erst begonnen hat und in der Werkstatt daneben das Schiff fast fertig gestellt ist - so hat man einen direkten Vergleich. Es ist toll zu sehen, wie an den Schiffen gearbeitet wird. Im Gegensatz zum letzten Besuch sind fast alle Werkstätten besetzt - es lohnt sich also, das Museum unter der Woche zu besuchen. In der Seilwerkstatt gibt es die Möglichkeit, sich sein eigenes Seil zu fertigen, was wir natürlich auch machen (gar nicht so einfach). Auch in der Schmiede wird mit vollem Körpereinsatz gearbeitet, unheimlich interessant, hier zuzuschauen. In der Zwischenzeit hat der Wettergott ein Einsehen und wir haben mal wieder Bilderbuchwetter (trotz übler Vorhersage). Nachdem wir noch die uralten, die selbst hergestellten und die bereits restaurierten Boote im Hafen betrachtet haben, bauen wir natürlich auch noch selbst Bötchen, dieses Mal gibt es einen Bausatz für ein Boot mit Antrieb. Die Kinder helfen beim Bauen mit oder vergnügen sich beim Traktorfahren. Ein toller Besuch!
Der Hunger ruft und wir halten auf dem Weg zum Wasserfall noch an einer Tankstelle, um ungesundes Fastfood zu uns zu nehmen (das gehört bei uns im Urlaub irgendwie immer dazu…).
Dann geht es endlich zum Steindalfossen – der Wasserfall, der 2018 so unscheinbar über die Felsen getropft ist. Durch die reichlichen Regenfälle sprudelt er dieses Jahr herrlich stark, kraftvoll und imposant über das Gestein! So muss das sein :)
An diesem schönen Plätzchen verweilen wir noch eine ganze Weile. Ich könnte Wasserfällen tatsächlich stundenlang zusehen… Dann geht es wieder Richtung Fährhafen Gjermundshamn. Nach einem kurzen Einkauf schaffen wir die letzte reguläre Fähre um 18.25 Uhr auf unsere Insel.
Gemütlich sitzen wir abends noch eingekuschelt in Decken auf den „Lounge-Möbeln“ und genießen die mal wieder phantastischen Lichtspiele auf Fjord und Bergen. Das ist meine Art, hier fern zu sehen J
Dienstag, 4.8.20
Es ist morgens ganz schön frisch, auch für heute ist mehr Regen als Sonne vorher gesagt. Nach unserem Brunch beschließe ich spontan, meinem Mann ein bisschen Zeit für sich zu verschaffen und schlage den Kindern eine kleine Wandertour vor. Mein Sohn möchte zu den Gruben der Insel (davon hatte ich vor Tagen mal etwas vorgelesen).
Um die Mittagszeit starten wir - nachdem wir die abenteuerliche „Nord-Süd-Insel-Straße“ entlang gefahren sind - unsere Tour. Der erste Teil des Weges lässt sich gut gehen. Überall fällt schon die orange-braune Färbung von Erde und Steinen auf. Meine Kinder begutachten und sammeln Steine, finden eisenhaltige Steine und „Silber“. Bald trifft man auf die ersten Ruinen von Barrats Gruben. Daneben entdecken wir immense Blaubeervorkommen und schon bald sind Finger, Lippen und Zungen tief lila-blau gefärbt. Weiter laufen wir den steinigen und glitschigen Pfad bergauf und erreichen die erste tiefe Grube, ein stabiler Zaun verhindert das Abstürzen. Meine Tochter möchte am Zaun den Trampelpfad entlang gehen. Da ich weiß, dass meine Kinder sehr trittsicher sind, ist das auch kein Problem. Hier wird es erst richtig toll: wie tiefe kleine Schluchten hat man für den Abbau den Berg durchbohrt, es ist wirklich beeindruckend, meine Kinder sind total begeistert ... am liebsten würden sie in die Höhlen klettern - ich kann sie davon abhalten, denn es könnte ja noch Zwerge oder Trolle dort wohnen - und die wollen wir ja nicht stören...
Es geht weiter bergauf und wir finden immer neue Gruben und auch einen wunderschönen Platz auf einem Felsen für einen kleinen Snack – mit klasse Aussicht. Eine kleine Grube hat sich mit Wasser gefüllt und meine Tochter entdeckt tatsächlich noch einen Frosch.
Wir laufen zurück und erkunden die Umgebung der ersten Ruine und sind erstaunt, wie groß dieses Areal ist, überall finden wir Mauerreste, die beschriftet sind (Schulhaus, Abstellraum, Schuppen,...) und auch einen Mineneingang, in den Schienen führen. Richtig interessant und die Kinder finden es total spannend.
Bevor wir den Rückweg zum Auto antreten, hauen wir uns die Bäuche erneut mit Blaubeeren voll - eine Dose sammeln wir auch für Papa.
Es war ein richtig schöner Ausflug mit den Kinder - die spontanen, ungeplanten sind irgendwie die besten :)
Mein Mann hatte die Zeit genutzt mit unserem Freund eine Männerangeltour zu machen, während unsere Freundin mit ihren Kindern die grundstückseigene Höhle erkundet hat.
Das Wetter ist den ganzen Tag über schon - entgegen jeder Vorhersage - phantastisch, wenn auch etwas kühl... aber es gibt ja Fleece!
Wieder kann ich abends gemütlich und windstill draußen die Ruhe, die Farb- und Lichtspiele genießen. Und ein bisschen wehmütig werde ich... nur noch ein paar Tage, dann geht es schon wieder nach Hause :(
Mittwoch, 5.8.20
Es ist nicht nur wolkenverhangen, es regnet heftig. Da wir leider schon übermorgen abfahren müssen, nutzen wir das trübe Wetter zum Packen. Unsere Zwerge hindert der Regen nicht am Draußensein. Eigentlich wollte ich heute nicht einkaufen, aber da mir meine Kinder die Haare vom Kopf fressen, ist irgendwie alles fast leer und langt nicht mal mehr für‘s morgige Frühstück. Mein Mann und ich fahren alleine zum Kaufmannsladen - endlich mal Zeit zu zweit ;-) haha ... aber mal ohne Witz: wir genießen es tatsächlich mal alleine ohne Kinder im Auto zu sitzen! Nach einem netten Plausch mit dem Ladenbesitzer, der jahrelang in Deutschland gearbeitet hat und offensichtlich gerne mal Deutsch spricht, fahren wir wieder Heim. Unsere Freunde kommen noch zum Kaffee vorbei und wir sitzen ein paar Stündchen gemütlich zusammen. Während mein Mann Garnelen für‘s Abendessen puhlt und mein Sohn malt, machen meine Tochter und ich noch einen Regenspaziergang. Das Ziel war eigentlich Kühe oder Schafe zu füttern - die Kühe sind jedoch zu weit weg und die Schafe laufen davon. Naja, so haben wir uns wenigstens noch draußen bewegt, der Regen ist total angenehm.
Nach dem Abendessen möchten Töchterlein und Sohn unbedingt noch im kleinen Hafen angeln gehen... man kann durch das klare Wasser zusehen, wie die Fische beißen – das erhöht natürlich die Motivation. Ich bin so froh, dass das Regenwetter den Kindern genauso wenig ausmacht wie uns!
Meinen vorletzten Panorama-Abend genieße ich ganz bewusst... die Stille, die klare Luft, die heute mit sanften Wolken durchzogene herrliche Landschaft ...
Donnerstag, 6.8.20
Ganz schön tief hängen die Wolken heut früh... aber es ist zumindest angenehm mild und windstill. Eigentlich wollten wir heute nochmals nach Rosendal fahren, aber irgendwie habe ich keine Lust auf das Gekurve auf den schmalen Straßen hier auf der Insel und auch nicht auf die Autofähre. Außerdem müssen wir ja noch packen. Spontan beschließen wir, der vorgelagerten Insel Sild endlich mal einen Besuch abzustatten. Es gibt dort einen kleinen Anlegesteg, einen Grillplatz und zu unserem Erstaunen sogar ein paar Schaukeln. Außerdem werden wir von Lailas Schafen begrüßt, ein richtiges Kuschelschaf ist dabei, das meine Kinder anschmust. Zunächst erkunden wir die Insel - es ist absolut herrlich hier, der Wald gleicht einem Urwald, die Kinder fühlen sich mal wieder wie Entdecker, die eine neue Welt erkunden :)
Was wir tatsächlich entdecken, ist ein Haufen Pfifferlinge, das Abendessen ist auch ohne Angeln gesichert (ist irgendwie wie bei Janoschs kleinem Tiger und dem kleinen Bär... der Bär angelt und der kleine Tiger geht Pilze finden).
Außerdem müssen wir feststellen: Es ist eine Trollinsel! Wir finden unheimlich viele Höhleneingänge der Wurzeltrolle und Spuren von Moostrollen - beides sehr kleine Trollarten, wie ich meinen Kinder mit vollster Überzeugung erkläre - während die auch hier ansässigen und seltenen Wiesentrolle sogar größer werden als Papa. Seit ich den Film Trollhunter kenne, muss ich bei Schotterhäufchen immer an tote Trolle denken, die mit Sonnenlicht in Kontakt kamen - naja, auch hier liegt so ein Trollhäufchen und mein Mann sagt, dies sei ein Trollgrab. Zurück am Anleger snacken wir kurz etwas, mein Mann wirft die Angel aus und wir kuscheln mit den Schafen.
Was für eine herrliche Insel und ein wunderbarer Urlaubsabschluss!
Das Wetter wird noch richtig gut, Sonne-Wolken-Mix bei 23 Grad, mein absolutes Lieblingswetter. Wieder an Land toben die vier Kinder, während wir uns an die unschöne Aufgabe „Packen“ machen... macht echt keinen Spaß!
Nach dem Abendessen müssen wir uns schweren Herzens von unseren Freunden, aber auch noch von den Kühen verabschieden und Bruni lässt sich sogar von mir streicheln.
Wir sitzen noch lange auf der Terrasse an diesem letzten Insel-Abend und versuchen so viel Fjordnorwegen wir möglich als Reserve in uns aufzusaugen.
Freitag, 7.8.20
Wow ist das wieder schön! Es scheinen einzelne Lichtstrahlen auf Fjord und Berge, ganz sanft. Sie lassen den aufsteigenden Dunst sichtbar werden - der Kontrast zwischen dem sanften Licht und den dahinter liegenden Bergen ist phantastisch. Und so beschließe ich, den Rest der Bande noch nicht zu wecken und die Lichtspiele noch einen Moment alleine zu betrachten.
Aber es hilft ja nix, wir müssen ja heute abreisen. Die Fähre nach Årsnes geht um viertel vor zehn, unser Weg führt uns - wie schon öfter - durch das Tal der Wasserfälle. Dieses Jahr, nach den vielen Regenfällen, fließen zahlreiche Fälle und Fällchen die Felswände hinab - einfach klasse. Eigentlich wollte ich am Låtefossen dieses Jahr nur vorbei fahren, aber als ich die Gischt schon über die Straße wehen sehe, muss ich doch kurz aussteigen und ihn mir in seiner ganzen Pracht ansehen. Imposant!
Spontan entscheiden wir, ein bisschen Schnee zu finden und machen einen Umweg über das Røldalsfjell (anstatt durch den Tunnel zu fahren) ... das wollte ich schon immer mal machen, dieses Mal kann ich den Schneewunsch meiner Kinder vorschieben, dass wir unbedingt da rauf müssen :) Wir fahren die extrem schmale Straße rauf auf's Fjell und halten an einer schönen Stelle. Mitten im Sommer machen wir eine kleine Schneeballschlacht, während unser Hund sich in bester Eisbär-Manier über‘s Eis schiebt... sieht zum Schreien aus. Alle haben Spaß – die Kinder kreischen vor Freude (wo wir bei uns doch nicht mal im Winter Schnee hatten…).
Weiter geht es durch Røldal Richtung Haukeli - der Haukelitunnel ist gesperrt und wir müssen nach einem kurzen Stau dem Ledebil über das Fjell folgen. Diese Strecke wollte ich schon immer einmal fahren und werde nun tatsächlich dazu „gezwungen“. Eine tolle Landschaft mit klasse Spiegelungen in den Seen zieht an uns vorbei. Auch am nächsten Tunnel finden Bauarbeiten statt - sowieso fallen uns dieses Jahr mehr Baustellen auf, als sonst. Wir folgen lange der E 134, unser Ziel ist Lystang Camping in der Telemark. Gegen 16 Uhr sind wir dort, es ist herrliches Wetter, fast sogar zu warm. Wie gut, dass der Campingplatz am Heddalsvatnet liegt. Nach einem Hundespaziergang durch das kleine Wäldchen und einem Fußbad im See, leihen wir uns eines der zur Verfügung stehenden Kanus. Es macht Spaß über den See zu fahren, außer wenn ein rücksichtsloses Schnellboot vorbei fährt und wir das Kanu vor dem kentern retten müssen...
Abends essen wir noch gemütlich in unserer Hytte und genießen unseren letzten Abend auf norwegischem Boden mit Blick auf den See.
Samstag, 8.8.20
Der Wecker bimmelt um sieben und ich mache erst einmal meine frühmorgendliche Hunderunde. Es ist so schön, wenn kaum einer wach ist, die Wiesen noch feucht sind und der See spiegelglatt da liegt. Ich verschwinde heute auf der anderen Seite im Wald ... und finde einen Pfifferling nachdem anderen, ein Jammer, dass es keinen Sinn macht, sie mitzunehmen, es sind soooo viele, schön groß und frisch!
Zurück in der Hytte wird gefrühstückt, gepackt und sauber gemacht, kurz nach neun geht es (tatsächlich pünktlich) Richtung Oslo. Es ist nichts los auf den Straßen und wir sind schon um viertel vor elf auf Bygdøy - das ist auch gut so, denn bei diesem herrlichen Wetter trudelt ein Osloer nach dem anderen hier ein, kurz darauf ist der kleine Parkplatz übervoll. Hier trifft sich alles... Jogger, Gassigeher und alle, die das herrliche Wetter am Wasser genießen wollen. Wir haben heute so schön viel Zeit, dass wir zur Freude unseres Hundes noch einen ausgiebigen Spaziergang machen können.
Kurz nach zwölf stehen wir bei Colorline in der Reihe, dürfen nach einer halben Stunde auffahren und nach kurzem Warten auch unsere Kabine beziehen. Einige Zeit verbringen wir auf dem Sonnendeck und decken uns an Hotdog- und Eisstand mit Leckereien ein. Wir schaffen es tatsächlich, uns noch in der Kabine auszuruhen, die Kinder machen erstaunlicherweise mit... Insgesamt ist viel weniger los als sonst, die Promenade ist normalerweise voll mit Menschen, dieses Mal angenehm leer. Wir gehen schon um 18 Uhr zur Pizzeria (die Plätze sind auf die Hälfte reduziert), müssen nicht einmal anstehen und lassen uns Pizza, Pasta und Co schmecken. Wir besuchen noch das Sonnendeck, Hundi und den Taxfree-Shop – dringend müssen wir uns ja noch mit Freia-Schokolade eindecken :)
Die guten Betten und das Geschuckel des Schiffs lassen uns alle schnell einschlafen.
Sonntag, 9.8.20
Nach einem wunderbaren Schlaf gönnen wir uns das furchtbar leckere Buffet-Frühstück im Titanic-Raum - das Frühstück ist nicht (wie bei Fjordline) eingeschränkt – man muss sich nur vor jedem Gang zum Buffet die Hände desinfizieren und eben Abstand halten. So können wir uns Würstel, Rührei, Bohnen und Pancakes schmecken lassen. Schönerweise haben wir irgendwie immer Glück und ergattern einen Tisch direkt am Fenster im „Titanic-Raum“.
Nochmal statten wir dem Sonnendeck einen Besuch ab. Corona-bedingt werden dann alle Gäste gebeten, in ihrer Kabine zu warten - jedes Deck wird einzeln aufgerufen, um die Massen auf den Treppen zum Autodeck zu vermeiden.
Wir sind überglücklich und unheimlich dankbar, dass wir in diesem verrückten Jahr diese Reise machen durften. Ha det bra Norge ... vielleicht schaffen wir es im Winter nach Schweden ... man kann nie wissen in diesen seltsamen Zeiten.