Ein Weihnachtsmärchen

Lillehammer: Austragungsort der Olympischen Winterspiele 1994 und der Olympischen Jugendwinterspiele 2016. An Weihnachten 2020 wollten wir eigentlich diese Gegend erkunden – leider konnten zu dieser Zeit wegen Corona keine Reisen stattfinden. Auch ein Jahr später planten wir unseren Urlaub hierher – wegen der harten Corona-Einreisebestimmungen der Norweger wurde wieder nichts draus und wir switchten um auf Schweden (auch sehr schön J ). Doch diesmal klappt es mit unserem Wunschziel. Die Wochen vor Weihnachten vergehen wie im Flug, schnell rückt der Urlaub näher und die Kinder zählen die Tage… tatsächlich nicht die bis Weihnachten, sondern bis zum Abfahrtstag - so sehr freuen sie sich auf Norwegen. Um uns herum sind alle Bekannten und Verwandten nacheinander krank, den einzig ernst zu nehmenden Virus, den wir jedoch haben, das ist und bleibt Gott sei Dank der Nord-Virus.

 

 

Am 23.12. sitzen wir also um viertel nach acht mit frisch duftenden Brezeln im Auto Richtung Norden. Wir kommen super durch, kein einziger Stau - nur mal kurz der Polizei im Schneckentempo hinterherfahren, da diese verlorene Teile auf der Autobahn einsammelt - ansonsten freie Fahrt bis Kiel. Ein 20-minütiger Speed-Spaziergang zum Beine vertreten am Nord-Ostsee-Kanal ist noch drin, dann reihen wir uns auch schon bei der Stenaline ein und sind bald an Bord und in unserer Kabine. Es ist nicht sonderlich viel los auf dem Schiff und wir legen pünktlich um 18.45 Uhr ab. Im Selbstbedienungs-Restaurant gehen wir diesmal deutlich günstiger als letztes Jahr essen. Später shoppen wir noch kurz im Dutyfree und lümmeln eine Weile im Barbereich herum. Alt werden wir auch diesmal nicht - Fahrttage sind irgendwie immer anstrengend und so schlafen nicht nur die Kinder beim Hörspiel in der Kabine schnell ein.

24.12.22

Damit wir das Frühstück nicht verschlafen, geht tatsächlich der Wecker. Heute geht es ans Buffet, was wieder lecker und gar nicht so teuer ist.

Die Stenaline legt um 9.15 Uhr in Göteborg an und fix sind wir Richtung Oslo unterwegs. Es liegt kein Schnee hier in Südschweden, alles ist nur von einer weißen Eis- bzw. Raureifschicht überzogen. Norwegen wird beim Überfahren der Brücke am Svinesund jubelnd begrüßt, die Vorfreude auf die über Airbnb gebuchte Hütte steigt. Erst hatte mir der Vermieter eine Wegbeschreibung gemailt, die mich richtig zweifeln ließ, ob wir dieses Haus jemals finden werden… Gut, dass er die Koordination für‘s Navi doch noch hinterher geschickt hatte.

Unterwegs notieren wir die -21 Grad als tiefsten Wert, gerade als die Sonne die verschneite Landschaft mit ihren vereisten Bäumen in dieses wunderbare Licht hüllt. Wie ist das herrlich! Immer höher fahren wir die Berge im Hinterland von Lillehammer hoch, Richtung Sjusjøen. Die Straßen werden immer schmaler, der Schnee auf ihnen höher und mein Mann flucht ein bisschen: was bucht seine Frau (also ich) auch im Winter diese abgelegene Hütte am Ende der Sackgasse… hoffentlich geht das gut! Punkt 15 Uhr kommen wir an unserer Hütte an (Danke ihr neuen guten Winterreifen!) - was ein Ausblick! Gerade haben wir noch das Glück, die untergehende Sonne zu sehen, es ist traumhaft hier oben. So lange es noch dämmert, packen wir das Auto aus, die Kinder schippen Schnee und wir schauen uns gemeinsam das geräumige Häuschen an. Drei Schlafzimmer, ein schöner Aufenthaltsraum mit Küche, Ess- und Wohnbereich, Bad und Toilette - richtig viel Platz (nicht so beengt wie letztes Jahr). Sogar einen Raum für Ski, Schneeschuhe und Co (inklusive Trockenofen für Klamotten) gibt es. Klasse!

Drinnen wird - auch wenn Heilig Abend ist, erst einmal alles verräumt, geht ja schnell. Dann machen wir es uns gemütlich - außer meine Tochter, die immer wieder raus rennt, um zu schauen ob das Christkind schon Geschenke dagelassen hat. Aber: erst einmal muss man dem Christkind etwas singen und damit keiner vergisst, warum wir das alles machen, wird traditionell die Weihnachtsgeschichte vorgelesen, was tatsächlich dieses Jahr mein Sohn übernimmt. Danach gibt es kein Halten mehr… und natürlich war das Christkind da und hat Geschenke im Schnee deponiert. Schnell bringen wir sie ins Warme, wo sie verteilt und ausgepackt werden.

 

Berge von Geschenkpapier später kann ich mich nun endlich ans Kochen machen, nichts Aufwändiges, schließlich hab ja auch ich Urlaub. Zufrieden und dankbar sitzen wir also nun hier auf dem Berg (oder besser: Hügel) in Sjusjøen in einer tollen Hütte am Hang und lassen es uns gut gehen. Was will man mehr?

Sonntag, 25.12.22

Kein Wecker - wie schön! Und da es lange dunkel ist, schlafen sogar die Kinder bis 8 Uhr. Wir lassen alles gemütlich angehen. Die Dämmerung setzt gegen 8.30 Uhr ein, der Himmel ist wolkenverhangen - Schnee ist vorausgesagt. 

Ich muss sagen, diese Hütte ist klasse! Und man merkt sofort, dass die Besitzer sie oft privat nutzen: es ist ALLES vorhanden. Wir waren ja schon in so vielen Ferienhäusern, dieses ist jedoch das erste, das bspw. genügend Schränke und Regale für Kleidung sowie ausreichende Haken im Bad zum Aufhängen hat. Mag banal erscheinen, aber wer mal zu viert nur zwei Haken für sämtliche Dusch- und Handtücher und keinen Schrank zur Verfügung hatte weiß, was ich meine ;-) Was uns erstaunt: sämtliche privaten Dinge der Besitzer, von der Zahnbürste, über Ausrüstung für diverse Schneesportarten bis hin zu Cornflakes und Co sind im Haus verteilt, als würde gleich jemand zurückkommen. Ich bewundere immer wieder das Urvertrauen der Norweger - einfach schön. 

Nach unserem leckeren Frühstück packen wir uns alle dick ein - heute Nacht waren es -19 Grad, jetzt sind es -15. Wir laufen los, um das Hüttengebiet zu erkunden. Wir stapfen zunächst zur Rømåsen Seter, einem kleinen Café hier irgendwo. Es hat leider zu, aber jetzt wissen wir wenigstens, wo es ist. Die Kinder laufen fast nicht, sie haben ihre Porutscher dabei, nutzen jede steile Stelle zum Rutschen (und das sind einige!) und haben eine Menge Spaß dabei :-) Es hat unterwegs ganz schön angefangen zu schneien und auch der Wind nimmt zu. Trotzdem möchten wir noch ein Stückchen den Wanderweg testen, der hinter unserem Haus startet. Natürlich ist der Weg nur ein Pfad und im Winter bei Schneegestöber nicht wirklich zu erkennen. Wir laufen ihn ein Stück und stellen fest, dass man ganz schön tief einsinkt, sobald man die knapp 30 cm breite Spur verfehlt. Hier draußen (ungeschützt, da kaum noch Bäume stehen) spürt man den Wind ziemlich heftig. Also kehren wir um und nach fast zwei Stunden ins Haus zurück. Wir machen es uns drinnen gemütlich, während die Kinder draußen im Schneegestöber eine Schneefestung bauen. Irgendwann kommen sie rein, weil sie ja „so einen großen Hunger haben“ (habe ja schon drauf gewartet), um dann wieder draußen zu verschwinden. Ich finde es immer wieder toll, dass ihnen das Wetter - in diesem Fall die Kälte und das Schneegestöber- nichts ausmacht. Als es dämmert, so um halb drei, gehe ich mal raus um nach ihnen zu schauen. Sehr fleißig waren sie – sie können sich in der Festung mittlerweile verstecken. Es hat sicherlich nochmal 10 cm geschneit und es hört auch jetzt nicht auf. Wir drei schnappen uns Schlitten und Porutscher und schlittern noch ein Weilchen auf den Straßen um die Wette, es macht richtig Spaß! Um kurz nach vier ist es allerdings so dunkel, sodass man in Verbindung mit dem einsetzenden Schneestürmchen fast nichts mehr sieht. Also machen wir uns auf nach Hause und verbringen den restlichen Tag gemütlich drinnen.

Nach dem Abendessen allerdings zieht es uns alle nochmals zu einer kleinen Nachtwanderung nach draußen. Wir stapfen mit Stirnlampen bewaffnet durch das Dunkel, machen Schneeengel und verlaufen uns auf dem Rückweg. In diesem Hyttefelt gibt es unzählige kleine Wege und alle sehen gleich aus - aber schließlich finden wir dann doch noch Heim. 

 

Die Kinder wünschen sich einen „Kinoabend“ - heißt: Film und Süßigkeiten. Das braucht man mir nicht zweimal sagen (vor allem nicht das mit den Süßigkeiten…), so lassen wir den Abend zusammen gekuschelt auf der Couch ausklingen.

Montag, 26.12.22

Es hat nachts geschneit - ziemlich viel, sodass wir nach dem Frühstück unsere Terrasse, das Auto und die ca. 25 m (oder 30?) Zufahrt zum Haus erst einmal frei schaufeln müssen. Das Auto muss abgekratzt werden, es gab wohl noch etwas Eisregen und wir müssen die Türschlitze enteisen, damit wir die Türen überhaupt öffnen können. Obwohl wir echt früh anfangen, dauert es ewig, bis wir dann auch noch die Schneeketten angelegt haben und losfahren können. Um 11 Uhr beginnt der Skikurs… um 11 Uhr kommen wir aber erst am Skisenter an. Während mein Mann den Kindern beim Anziehen hilft, orientiere ich mich und suche die Skischule und den Lehrer. Wie gut, dass das Skigebiet wieder so schön winzig ist und ich sofort die Skilehrerin finde. Gemeinsam gehen wir zum Übungshang, ich übersetze und bin erstaunt, dass die Kinder scheinbar seit Schweden letztes Jahr nichts verlernt haben. Die dreiviertel Stunde im Schneegestöber ist schnell vorüber, die Kinder üben danach weiter - dieser Hang (inklusive „Liftband“) ist kostenlos nutzbar. Mein Mann holt noch sein Snowboard und bleibt bei den Kindern, ich erkunde die nähere Umgebung, weil ich schauen möchte, ob ich hier morgen irgendwo laufen kann, während die Bande die Piste unsicher macht. Ich finde unendlich viele Langlaufloipen, aber keine Fußwege - zumindest keine geräumten. Also werde ich morgen die Schneeschuhe mitnehmen. 

Nach dem Skifahren gehen wir im Café hier noch etwas essen. Es schneit immer heftiger, man kann zuschauen, wie die Schneemassen zunehmen. Zurück am Auto müssen wir es erst einmal wieder frei räumen. Der Straßen bis zu unserem Haus sind auch wieder total eingeschneit und wir sind froh, als wir die Einfahrt zu unserem Haus erreichen. Schnee schippen ist erst einmal angesagt, um zum Haus zu kommen, das Schneegestöber wird zu einem Schneestürmchen und es wird richtig ungemütlich draußen, man kann gar nicht mehr richtig kucken, da einem der Eis-Schnee direkt ins Gesicht geblasen wird - und gerade wenn man die Haustür freigeräumt hat, ist sie eine Minute später wieder zugeschneit (da das Haus am Hang zur Windseite liegt, bläst der Wind uns alles direkt vor die Tür).

 

Also machen wir es uns drinnen gemütlich, was bei diesem wunderbaren Häuschen nicht schwer fällt. Den restlichen Tag verbringen wir mit Lümmeln, Spielen, Hörspielen und einem Abendfilm… So muss Winter sein, so muss Urlaub sein.

Dienstag, 27.12.22

Wie im Märchen beginnt der neue Tag … da kaum Wolken am Himmel sind, ermöglicht uns die tolle Hanglage der Hütte heute Früh den Blick auf ein Postkartenpanorama. Die verschneiten Bäume neigen sich unter der Schneelast und der Himmel verfärbt sich immer wieder neu. Winter-Wonderland deluxe. Bei diesem Wetter und Panorama schippen wir doch gerne vor dem Frühstück Schnee. Es hat fast die ganze Nacht geschneit… entsprechend hoch liegt der Schnee vor der Haustür. Wir bahnen uns einen Weg zum Auto und legen los, die lange Einfahrt frei zu schaufeln. Dafür brauchen eine 3/4 Stunde - Frühsport mit gefühlt 1000 verbrauchten Kalorien. Schneeschippen könnte durchaus olympische Disziplin werden, wenn man noch eine B-Note verteilen würde!

Nach dem Frühstück kommen wir dann jedoch zügig los und sind überpünktlich bei Hanna, der Skilehrerein, zur zweiten Skistunde. 

Ganz anders als gestern wirkt heute im strahlenden Sonnenschein das Skigebiet. Die Kinder üben zunächst wieder am Anfängerhang, um dann später auf die daneben gelegene Piste zu wechseln. Diese ist steiler und hat einen Tellerlift - die Zwerge (die gar nicht mehr so zwergig sind) haben richtig viel Spaß, immerhin bekommen sie nun mehr Tempo drauf. Nach der Skistunde fahren mein Mann und die Kinder weiter, ich möchte schauen, ob ich mit den Schneeschuhen irgendwo laufen kann. Ich habe wegen des Neuschnees wenig Hoffnung. Zunächst gehe ich zum Startpunkt, den ich mir gestern auserkoren habe. Ich stapfe einen Weg entlang, der nicht geräumt wurde und versinke trotzdem ziemlich tief im Schnee. Es ist wunderschön, der Schnee glitzert, die Sonne spitzelt durch die schneebehangenen Bäume, es ist so schön still. Leider endet der „Weg“ an einer Langlaufloipe - da möchte ich nicht entlang gehen, um nicht den Zorn der Langläufer auf mich zu ziehen. Also laufe ich wieder zurück und möchte einen Pfad gehen, den mir Mäppi anzeigt. Dieser ist leider nur auf der App zu sehen, trotzdem starte ich eine Versuch, einfach mal querfeldein zu gehen… vergiss es! Der Neuschnee ist zu tief, ich versinke ca. 60 cm im Schnee. Keine Chance, also mache ich kehrt und laufe ein bisschen am Rande des zugeschneiten Sees entlang - auch hier stecke ich fast fest, aber egal: ich bin trotzdem begeistert von der Schönheit der Natur. Es ist wirklich wie im Märchen. 

Nach einer Stunde suche ich wieder meine Familie an der Skipiste und werde fündig, die Kinder sind richtig gut und pesen in einem Tempo den Hang herunter, da wird mir schon vom Zusehen schwindelig. Da das Wetter so bombastisch ist, möchten wir spontan noch nach Lillehammer fahren. Wir packen alles ins Auto, machen noch eine Großeinkauf im Supermarkt (inklusive Ofenholz) und fahren dann in das ehemalige Olympiastädtchen. Auch unterwegs bieten sich tolle Ausblicke, die untergehende Sonne färbt den Himmel immer wieder unterschiedlich ein. In Lillehammer wollen wir nur durch die Fußgängerzone schlendern und irgendwo einkehren. Die Storgata ist noch weihnachtlich geschmückt, teilweise ein richtiges Lichermeer, es ist richtig schön hier. Schließlich finden wir eine urige Kneipe, in der wir etwas zu essen bekommen und lassen es uns schmecken.

Bis wir zu Hause sind ist es schon kurz vor sechs. Ein langer, aber wunderschöner Tag. 

Mittwoch, 28.12.22

Der Tag beginnt so märchenhaft wie der letzte… diese Aussicht ist einfach der Knüller und das Licht ändert sich in der Dämmerung minütlich - so wunderschön. 

Heute steht die Huskytour auf dem Programm. Wir stehen überpünktlich am Startpunkt und haben noch Zeit, ein paar Hunde zu knuddeln. Aber hier läuft’s irgendwie anders, als bei allen anderen Huskytouren, die wir bisher gemacht haben. Sonst wurde zunächst einmal dafür Sorge getragen, dass alle Teilnehmer ausreichend ausgerüstet sind, damit sie es warm genug haben. Irgendwie scheint das hier allen egal zu sein, es liegt Hektik in der Luft. Keiner schert sich darum, ob gerade auch die Kinder dick genug eingepackt sind. Offenbar startet die 1. Tour des Tages zu spät, sodass sich auch Einweisung und Start für unsere 15-km-Tour verzögern. Keiner stellt sich vor, alles ist sehr unpersönlich, kennen wir so nicht. Wir werden kurz eingewiesen und dann geht es auch schon los. Das Fahren selbst ist aber einfach wieder herrlich, die Landschaft phantastisch. Zunächst geht es bergauf und bergab durch den Wald. Das Pärchen vor uns scheint ziemlich schwer zu sein, sie sind seeeehr langsam - ständig holt mein Schlitten (mit Sohnemann vorne drin) auf und ich muss andauernd bremsen, um nicht zu kollidieren. Nach dem Wald folgt eine wunderschöne karge, fast baumlose Landschaft, die Sonne schimmert diffus durch die zarten Wolken… ich genieeeeße es so sehr, man hört nichts außer die Kufen des Schlittens und das Hecheln der Hunde. Ehe wir uns versehen ist schon Halbzeit und wir fahren zurück. Ich kann nur sagen, die Fotos können die Schönheit der Landschaft nicht wiedergeben… und schon gar nicht dieses Gefühl beim Fahren. Mein einziges Problem ist, dass ich zu leicht bin. Die „Hard-Break“, die man in den Boden rammt, um die Hunde zum Stillstand zu bringen, löst sich unter meinem Leichtgewicht beim Gezerre der Hunde langsam, egal wie „schwer“ ich mich mache… manchmal wären ein paar Kilo mehr nicht schlecht. (Mein Mann stellt sich einfach drauf und gut isses: seine Hunde stehen.) Naja, irgendwie klappt es trotzdem und ich komme mit Gespann und Sohn wieder heil an. Aber was passiert denn jetzt? Man wird quasi vom Schlitten runter gescheucht, die Gäste für die nächste 15-km-Tour stehen schon bereit und übernehmen innerhalb von einer Minute die Schlitten und starten direkt. Der ganze Ablauf dort gefällt uns nicht, an Freundlichkeit mangelt es echt und dann diese Hektik… das ist uns richtig fremd. Naja, viel schlimmer ist, dass das Töchterlein weint, weil ihr durch die Kälte die Zehen so weh tun. Die arme Maus… sie kann gar nicht mehr normal laufen. Gut, dass die Heizung im Auto super funktioniert und bald ihre Zehen wieder beweglich sind. Als wir in unserer schönen Hütte sitzen, das Feuer im Ofen prasselt und wir etwas essen, ist der Schmerz aber schon wieder vergessen.

Das Licht wird gigantisch und ich schnappe mir nochmal die Kamera und laufe eine kleine Runde. Ich bin einfach nur überwältigt. Die Baumskulpturen, das herrliche Licht, die glitzernde Schneedecke… ich bin in einem Märchen gelandet.

 

Nachdem der restliche Nachmittag total gemütlich und entspannt verlaufen ist, machen wir nach dem Abendessen noch eine kleine Schneeschuhtour. Im Dunkeln wirken die verschneiten Bäume, die im Licht der Lampen lange Schatten werfen, wie verwunschene Schneetrolle. Nachdem wir auf „unserem“ Pfad im Schnee versunken sind, kommen wir an einen gefrästen Weg, dem wir dann folgen, da ist es natürlich einfacher zu laufen. Nach einer knappen Stunde kehren wir nach Hause zurück. Ein richtig schöner Tagesabschluss, der die Kinder zudem auch noch schön müde macht :-)

Donnerstag, 29.12.22

Heute keine „Termine“ - wir liegen tatsächlich bis halb neun im Bett. Ein Blick aus dem Fenster verrät uns, dass es mal wieder geschneit hat. Heute müssen wir beim Haustüröffnen den Schnee beiseite schieben. Nach dem Frühstück möchten wir uns aufteilen: Papa mit Tochter auf die Piste, Sohnemann und ich laufen. Aber uns erwartet erst einmal – wie üblich – das gemeinschaftliche Schneeschippen, denn wir wissen nicht, wann die Fräse kommt.

Die zwei Skihasen fahren mit dem Auto davon, und wir zwei anderen ziehen die Schneeschuhe über, um los zu laufen. Viel Hoffnung habe ich auch diesmal nicht, dass wir weit kommen. Der viele Neuschnee hat es in sich und es schneit immer noch heftig, dazu der Wind. Wir laufen also denselben Pfad wie gestern Abend entlang - aber von ihm ist absolut gar nichts mehr zu sehen. Da es auch keine Markierungen / Stöcke gibt, die den Weg anzeigen, ist die Sache hoffnungslos. Der heftige Wind mit Schneegestöber tut sein Übriges, sodass man nicht mal richtig aus den Augen schauen kann. Da wir zudem auch noch trotz Schneeschuhen tief versinken, drehen wir nach ca. 400 Metern um - schon jetzt sehen wir unsere eigenen Spuren, die wir ein paar Minuten zuvor gemacht haben, durch die Schneeverwehungen nicht mehr. Am Ende des Pfades ziehen wir die Schneeschuhe aus, deponieren sie am Haus und laufen einfach die Straßen entlang. Hier ist zwar auch alles zugeschneit, das Spazieren dann aber doch einfacher. Insgesamt wird unser Spaziergang doch 4,5 km lang. Daheim machen wir es uns hyggelig und warten auf die Rückkehr der Pistenteufel. 

Die zwei trudeln irgendwann auch noch ein, das Schneetreiben wird immer heftiger und wir lassen es uns mit Essen, Hör- und anderen Spielen in der Hütte gut gehen.

 

Als ich später im Bad das Fenster zum Lüften öffnen möchte, muss ich auch hier beim Aufmachen den Schnee zur Seite schieben… der Schnee ist jetzt also fensterbündig. Mal schauen was der Morgen bringt.

Freitag, 30.12.22

Wow - welch ein Morgen! Minütlich ändern sich die Lichtverhältnisse, die Sonne, der Nebel, die schneebedeckten Bäume, das Glitzern… alles ist so traumhaft, dass ich alle paar Minuten Fotos mache. 

Bevor wir heute nach Lillehammer starten können, müssen wir wieder schaufeln und kratzen – darin sind wir ja jetzt geübt und zu viert machen wir das mit links. Gegen 11 Uhr kommen wir los - bei allerbestem Wetter. Ziel ist die Lygårdsbakkene, die Sprungschanze, das Wahrzeichen Lillehammers. Angekommen betrachten wir zunächst die Olympische Fackel, die - wenn man daneben steht - ganz schön riesig ist. Auch die beiden Schanzen sind sehr beeindruckend, wir wollen bis ganz nach oben. Der Sessellift fährt heute nicht, also heißt es: Treppen steigen. Wir starten und nach ein paar Metern ist es irre steil. Also ich meine so richtig steil! Meine Tochter weigert sich nach knapp 150 Stufen, weiter zu gehen - sie hat Angst. Also steigen nur mein Sohn und ich weiter hinauf. Weiter und weiter. Und noch weiter. Das hört ja gar nicht mehr auf - ganz schön anstrengend. Nach ganzen 936 (!) Stufen sind wir ganz ganz oben. Ein schöner Blick von hier bis zum Tal, wo gerade Wolken aufziehen, die Sicht wird immer trüber. 

Meine Güte, diese Schanze - für kein Geld der Welt würde ich da runter springen… da wird einem schwindelig, wenn man nur runter schaut. Hoch laufen ist zwar anstrengender, aber beim runter gehen merkt man erst, wie steil die Treppe ist: so steil, dass man das Ende nicht sehen kann. Wie gut, dass es ein Geländer zum Festhalten gibt.

Wieder unten weiß man, was man gemacht hat! 1872 Stufen geht man nicht alle Tage.

Wir fahren kurz rüber zum Parkplatz von Maihaugen, wenn wir schon hier sind, wollen wir auch das bekannte Freilichtmuseum besuchen. Das Museum wurde 1887 vom Zahnarzt Anders Sandvig gegründet. Er sammelte Gegenstände und Häuser aus dem Gudbrandsdal zusammen. Die Anlage ist sehr weitläufig, zunächst kommen wir zur Stabkirche Garmo. Das Original wurde hier aufgebaut, in Garmo steht nun eine Nachbildung. Es gibt außerdem eine Schule, verschiedene Höfe, größere, aber auch winzige Häuser und einen Pfarrhof. Wir müssen leider feststellen, dass jetzt im Winter weder die Häuser noch die Kirche begehbar sind. Lediglich in ganz wenige der Hütten kann man einen kurzen Blick durch eine vergitterte Tür werfen. Sehr schade. Das Museum macht also im Sommer wohl mehr Sinn. Aber schön ist es trotzdem, wir laufen über eine Stunde durch das Gelände. Danach lassen wir uns noch Sandwiches, Waffeln und Kuchen im zugehörigen Café schmecken.

Auf dem Rückweg zum Haus fängt es - mal wieder - an zu schneien. Aber gleich richtig… die Tür zu unserem Ferienhaus müssen wir wieder erst frei schaufeln. 

 

Was soll man den restlichen Tag noch anderes machen, als es sich bei dem Schneegestöber in der Hütte bei einem Kaminfeuer gemütlich zu machen? Lesen, Malen, Spielen, Hörspiele und essen… hach, es geht uns einfach gut.

Samstag, 31.12.22

Der letzte Tag des Jahres beginnt mit Sonne-Wolken-Mix. Nachts hat es – wie soll es auch anders sein - wieder ordentlich geschneit, die Schneeverwehungen haben unser Fenster so zugeschneit, dass ich es diesmal richtiggehend aufstemmen um den Schnee beiseite zu schieben. Hinter dem Haus ist der Schnee nun gut 1,8 m hoch. Bald werden wir beim Blick ins Tal mit atemberaubenden Lichtspielen verwöhnt.

Auch heute teilen wir uns auf, die anderen drei wollen auf die Piste, ich als Nicht-Skifahrer will laufen. Aufgrund des vielen Neuschnees kann ich mir ja schon ausrechnen, dass es mit dem Schneeschuhlaufen nicht wirklich klappen wird … aber probieren muss ich es. Ich laufe also die paar Meter bis zum Startpunkt, dort schnalle ich mir die Schuhe an. Zu Beginn läuft es erstaunlich gut, ich sinke gar nicht tief ein. Es hängt natürlich auch immer von der Schneebeschaffenheit ab (nicht umsonst haben die Samí circa 300 Wörter für Schnee).

 

Vor mir liegt eine wunderschöne unberührte Schneedecke in einer trüben Wolkendecke, hinter mir brennt der Himmel an der Stelle, an der die Sonne durchspitzelt. Herrlich. Die Landschaft, die Ruhe, die Einsamkeit. Ein bisschen laufe ich noch, trotz Schneeschuhen versinke ich aber immer und immer tiefer im Schnee. Erst nur 40 cm, was schon anstrengend genug ist, doch dann schwupps, stehe ich bis zur Mitte der Oberschenkel versunken da. Jetzt versuch mal da die Schneeschuhe wieder rauszuziehen… was sie an Breite und Länge gegen das Versinken zu bieten haben, hindert natürlich nun beim Rausziehen. Wie gut, dass ich mir vom Vermieter noch zwei Langlaufstöcke mitgenommen habe… Die helfen mir wenigstens ein bisschen beim Befreien aus dem Loch. (An ihnen habe ich übrigens gemessen, dass der Schnee hier oben ca. 1,2 m hoch ist.) Weiter laufen macht so keinen Sinn mehr. Mit Mühe und Not komme ich aus meinem Schneeloch wieder raus, drehe aber nun, nach einem Kilometer wieder um. Mit Bedacht setze ich jeden meiner Schritte in die bereits von mir gemachten Spuren, um nicht wieder zu versinken. Schade, aber schön war‘s trotzdem! Nach diesen insgesamt anstrengenden 2 km, bringe ich (bei mittlerweile wieder heftigem Schneegewehe) die Schneeschuhe heim und laufe los. Auf den normalen Straßen sind es 6 km bis zum Skizentrum. Im Sommer ein Klacks, durch den Schnee laufen ist dann doch etwas anstrengender. Unterwegs wird das Wetter aber besser, die Sonne kommt raus und es wird einfach traumhaft, als wäre nichts gewesen. Ab der Hälfte der Strecke gibt es sogar einen extra Fußweg. Ich freue mich total, dass ich mich entschieden habe, zur Piste zu laufen, auch wenn ich anfangs dachte, durch den Schnee sei das zu weit. Nach 1 Stunde und 20 Minuten komme ich an der Piste an und kann auch gleich meine zwei kleinen Pistenteufel erkennen, wie sie - als hätten sie nie etwas anderes gemacht - den Hang runter pesen. Hinterher kommt auch mein Mann, der mir dann ganz stolz von den Fortschritten der beiden berichtet. Sie skiiern noch ein Weilchen, dann fahren wir nach Hause, wir müssen ja leider noch packen. Zuhause schippen die Kinder noch Schnee, wir brauchen ja schließlich eine Schneise zum Haus. Abends sitzen wir noch gemütlich beim Essen und resümieren noch einmal unser Jahr… es war ganz schön heftig und anstrengend. Dankbar sind wir jedoch für die vielen gemeinsamen schönen Momente. Morgen ist früh Tag, so beschließen wir - wie letztes Jahr in Schweden - Silvester zu überschlafen. Bei den anderen dreien klappt das, ich werde durch das Geböllere wach und schaue mir aus unserem Panoramafenster ein bisschen das Feuerwerk an. 

Sonntag, 1.1. bis Montag, 2.1.23

Meine Güte, besser hätte das Wetter zum Jahresbeginn nicht sein können. Mal wieder schlecht für die Abreisestimmung. Wir stehen um halb acht auf, frühstücken, spülen und packen den Rest zusammen. Gut, dass mir der Vermieter noch eine Telefonnummer von einer Dame gegeben hat, der man gegen Geld die Reinigung übertragen kann. Wenn ich noch hätte selbst putzen müssen, hätte ich noch viel früher aufstehen müssen. 

Um kurz vor halb zehn sitzen wir startklar im Auto. Der Himmel ist traumhaft schön und wechselt ständig die Farbe. Bis wir zur E6 kommen ist beim Fahren alles okay, als unsere Scheiben jedoch von anderen Autos vollgespritzt werden, merken wir, dass unsere Wischanlage nicht funktioniert – alles eingefroren (doch – wir haben Frostschutzmittel drin, aber wohl nicht genug…). Mit der tief stehenden Sonne ist das gar keine gute Kombination. Insgesamt halten wir bis Oslo dreimal an, um die Scheibe manuell mit Schnee zu putzen, damit wir überhaupt etwas sehen. Dadurch verlieren wir einen Haufen Zeit. Normalerweise hätten wir 2,5 Stunden gebraucht, jetzt wurden es 3,5. Um 2 Minuten vor eins stehen wir erst beim Check-in der Colorline… der Schalter ist zu, wir sehen die Autos aber gerade auf die Fähre fahren. Wie jetzt? Dürfen wir nicht mehr mit? Ich jogge zur "Auto-Einweiserin" und sage ihr, dass wir bitte auch gerne noch mit aufs Schiff möchten. Sie lacht und sagt, dass sie gleich wieder zum Schalter gehe, dass sie aber heute alleine sei und alles selbst machen muss: Kontrollhäuschen und Einweisung. Puh - Gott sei Dank. Wir (und einer der sogar noch später war als wir) checken ein, laden unser Gepäck in der Kabine ab und gehen zur Passage mit all den Läden, Restaurants und Cafés. Auf dem Weg dorthin, mache ich einen Schlenker nach draußen, der Fjord ist mit einer dünnen Eisschicht überzogen, die Color Fantasy gleitet hindurch und ein leichtes Knacken des Eises ist zu hören (kurzer Gedanke an die Titanic). Wir setzen uns in eines der Cafés um leckeren Kuchen und Eis zu essen und ein Käffchen zu trinken. Danach müssen wir natürlich noch einiges an Freia-Schokolade im Taxfree-Shop kaufen, um die nächsten Monate überstehen zu können. Anschließend genießen wir die Ausfahrt aus dem Oslofjord an Deck. So kann man am besten Abschied nehmen. Außer uns ist mal wieder fast keiner draußen. Keine Ahnung wieso - es ist bestes Wetter.

Zurück in der Kabine machen wir es uns bequem und hören eine schön lange Folge der Drei ???, abends gehen wir essen und schlendern nochmals über das Schiff. Mein Mann und ich holen uns einen Piccolo, um das verpennte Silvester nachzuholen. In der Kabine wird der geköpft und wir schauen uns einen norwegischen Kinder-Weihnachtsfilm mit einem Drachen an. Trotz Sprachbarriere ist die Handlung zu verstehen und die Kinder finden halt den Drachen sooo süß - wie gut, dass er am Ende seine Höhle beziehen kann und der Polizei und dem Sondereinsatzkommando entkommt. 

Wie immer auf der Colorline schlafen wir gut ein - obwohl man diesmal das Gebrumme der Musikshow auch in unserer Kabine hören kann. 

 

Montag

Der Wecker geht um halb acht, diesmal habe ich leider unsere übliche Kabine, bei der das Frühstück im Titanic-Raum inklusive ist, nicht bekommen, also müssen wir auf der anderen Seite des Schiffes beim sogenannten Gran Buffet essen gehen. Es hat zwar etwas weniger Auswahl, schmeckt aber genauso gut (haben ja dieselbe Küche!).

Pünktlich um 10 landen wir in Kiel an und können kurz danach von der Fähre und fast staufrei bis in die Pfalz fahren.

 

 

Es war ein phantastischer Urlaub in einem bilderbuchhaften Winterwonderland. Jetzt heißt es - wenn alles läuft wie geplant - 8 Monate warten, bevor wir wieder in den Norden fahren… diese Sucht wird einfach immer schlimmer!